Heavendenied hat geschrieben:Wie gesagt, es geht nicht darum, dass Elektromobilität eine Lösung der ökologischen Probleme der Welt darstellen, sondern darum, ob es eine Alternative zum bisherigen Individualverkehr mit Verbrennungsfahrzeugen ist.
Guter Schlusssatz!
Eine Alternative könnte es sein. Aber das könnten Einspuhrfahrzeuge mit Verbrennungsmotor auch sein und wesentlich einfach umzusetzen. Nur "man" will halt nicht und tut alles um sowas zu verhindern.
Rein technisch, betrachtet ist es für mich keine Massenkompatible Lösung. Die Infrastruktur umso ein Fahrzeug zu bewegen ist nur spärlich vorhanden und/oder lässt sich nur mit riesigen Investitionen bereitstellen. EFH Besitzer sind da teilweise sicher im Vorteil da diese ziemlich frei sind wie sie ihr Eigentum umbauen. Und EFH hat es nicht so viel und diese werden auch kaum zunehmen, sondern eher abnehmen. Stichwort: Verdichtetes Bauen.
Hier mal meine persönliche Wohnsituation. So wie sie zu x-tausenden im Lande anzutreffen ist: Ich bin Eigentümer meiner Wohnung und eines Stellplatzes in der grossen Unterniveaugarage. Die Immobilie ist in den späten 70iger gebaut worden. Immer gut unterhalten und in besten Zustand. Es hat auf jedem Garagenstellplatz eine 230V Steckdose. Die ist gedacht um zum Beispiel ein Batterieladegerät für die Autobatterie über Nacht einzustecken. Oder die Motorradbatterie über den Winter daran angeschlossen zu halten. Aber damit kann kein E-Fahrzeug geladen werden. Sieh hier:
Elektroauto an der Haushaltssteckdose aufladen?
Um ein E-Automobil Sinnvoll betreiben zu können müsste ein Dreh- oder Gleichstromnetzwerk der Garage erstellt werden. Sinnvollerweise auf allen Plätzen. Und da nur der Stellplatz mir alleine gehört und ich den Rest mit der Gemeinschaft teile, müsste das von der Gemeinschaft bewilligt, bzw. gutgeheissen, unterstützt und mitbezahlt werden. Die Kosten für eine solches Netzwerk währen horrend und würden sich nie mehr amortisieren lassen.
Auch eine PV Anlage, Guerilla oder nicht, ist nicht möglich. Auch als Eigentümer bin ich, genauso wie der Mieter, dem Quorum unterworfen und muss mich an die, einmal aufgestellten Regeln, halten. Also sind nur Installationen innerhalb des eigenen Balkons möglich. Wenn ich jetzt da eine Mini Guerilla PV Anlage aufbaue müsste gewonnene Strom auch noch irgendwie zum Auto kommen das 9 Stockwerke tiefer irgendwo in der Sammelgarage geparkt ist. Alles schön und gut in der abstrakten Theorie, aber in der Realität zum kompletten Scheitern verurteilt.
Und mein Wohnsituation ist extrem typisch für Menschen die dort wohnen wo die meisten Menschen wohnen; Nämlich in Urbanen Zentren.
Natürlich haben wir hier Teslafahrer. Und nicht mal zu knapp. Aber das sind so gut wie ausnahmslos Menschen mit sehr hohen Einkommen die in schicken EFH Häusern wohnen und in Regionen in denen ein Porsche oder ein Ferrari nur noch, wenn überhaupt, ein müdes Lächeln erzeugt. Aber ein Tesla ist da Hipp! Dazu spart man noch eine Menge Kohle. Denn man beteiligt sich ja nicht an den Infrastrukturkosten, auch wenn man diese ausgiebig und gerne nutzt. Und den Treibstoff für sein (Spass)Fahrzeug holt man sich auch gerne dort wo er kostenlos zu beziehen ist. Es ist wie aus dem Lehrbuch eines Wirtschaftsstudenten. Hier fährt kaum einer einen Tesla aus ökologischen Gründen. Vielmehr geht es um Status und Gewinnmaximierung! Warum sonst sehe ich auf gefühlt 100 Tesla bestenfalls 1 oder 2 Nissan Leafs um dieses Fahrzeug mal exemplarisch als E-Fahrzeug hinzustellen?
Für mich kämme am ehesten ein E-Scooter in Frage. So wie der Vectrix zum Beispiel. Denn der lässt sich doch an einer normalen Haushaltssteckdose innert nützlicher Frist aufladen. Nur sowas gibt es nicht als Massenmarkttaugliches Verkehrsmittel. Es spricht halt keine Elite an wie der Tesla. Schade!
Zur Studie möchte ich noch folgendes Sagen. Mit Studien und Statistiken lässt sich relativ leicht die gewünschte Meinung/Ansicht untermauern. Egal welche das auch immer sein mag. Aber so einseitig oder polemisch ist die obige Studie nun doch nicht. Als der Link hier gepostet wurde habe ich mal geschaut wird das Institut ist wo diese Studie veröffentlicht hat und was die sonst noch so alles publizieren. Im Weiteren habe ich die Studie aufmerksam gelesen und mit meinen Eindrücken und Informationen verglichen.
Ich bin der Meinung, dass sie ziemlich gut den Nagel auf den Kopf trifft und auch unangenehmen Wahrheiten zu Papier bringt. Auch wenn manche diese nicht gerne hören. Und damit meine ich nicht dich, Jürgen. Ich finde deine Annäherung an die E-Mobilität spannend wie auch deine pragmatische Auseinandersetzung damit.
Jeder so wie er kann. Nur ärgert mich wenn einige Meinen ihre Meinung zur Religion hochstilisieren zu müssen und Kritik vernichtet wird.
E-Mobilität wird die Welt nicht retten. Und ob sie das Klima nachhaltig beeinflussen darüber sollte mindestens nachgedacht werden (dürfen). Fakt ist das einiges mehr Strom erzeugt werden müsste. Was ja jetzt schon Probleme macht und man alles daran setzt den Verbrauch von Strom zu senken. Ich erinnere gerne an das Klimaziel;
2000-Watt-Gesellschaft
Auch gerne erinnere ich daran, dass wir mal massive gegen sog Schneekanonen gewehrt und uns extrem echauffiert haben über deren Einsatz. Heute, ein paar Jahre später, stehen sie überall in den Alpen und produzieren ein langes weisses Band in deine Grüne Idylle. Der energetische und ökologische Unsinn par excellence.
Warum stört sich heute niemand mehr dran? Ganz einfach: Es ist halt Chic im Winter Skifahren zu gehen und die Skidestinationen wollen sich das Geld der Wintertouristen nicht entgehen lassen. Koste es was es wolle. Ergo nicht die Ökologie entscheidet, sondern der Kommerz. Alles andere ist verlogen!