Teil II: Frankreich
Kleine Änderung in der Ausrüstung. Der dicke Schlafsack bleibt zuhause und das Innenzelt auch.
Statt dessen kommt ein kleiner Biwacksack mit. Der senkt das Temperaturlimit und schützt den Schlafsack vor Nässe. So paßt alles in das Topcase.
Um 11.30 geht es los. Der ganz einfache Plan: bei Mainz über den Rhein und dann links runter nach Süden die Weinstraße entlang. Nochmal die Einstellungen am Navi überprüfen. Es soll nicht navigieren, nur die Richtung zum nächsten Wegpunkt anzeigen. Beim Start: „Route wird berechnet“. Es führt mich trotzdem bis Wiesbaden, dann wird es verwirrt.
In Raunheim schalte ich es aus, weil wir auf der falschen Rheinseite sind und navigiere nach dem Sonnenstand. In Worms ist der nächste Rheinübergang. Von dort geht es Richtung Süden, da geht aber keine Straße ab, also Navi wieder an. Es führt mich eine Stunde an der Nase herum. Ich drohe mit dem Elektroschrott und bekomme einen Bluescreen zu sehen.
Also wieder der Nase nach.
Diesmal klappt es ganz gut und ich erreiche die Weinstraße und fahre mit ca. 70 km/h über kleine Landstraßen und tuckere durch hübsche kleine Dörfer.
Mindestens zwei Stunden verloren, das wird wohl heute nichts mehr mit dem Ziel Campingplatz Munster. Die Richtung ist klar: nach Colmar und dann nach Munster. Als es langsam dämmert, besorge ich mir an einer Raststätte zwei Karten von Michelin. Eine detaillierte von den Vogesen und eine gröbere von Südost-Frankreich. Das Navi hat längst aufgegeben und läßt sich auch mit einem Schub aus dem Akkupack nicht mehr aktivieren.
Die tiefstehende Sonne blendet stark, die Sonnenblende im Helm hilft.
In Colmar angekommen fahre ich mit der zu hoch eingestellten Funzel und sehe schlecht. Das Hochklappen der Sonnenblende hilft ein wenig. Also kurz angehalten, um das Licht einzustellen.
Kein passender Schlüssel im Werkzeug, der Leatherman versagt feige die Arbeit.
Gegen 20.30 Uhr erreiche ich den Campingplatz und sehe ein Schild: „Ferme, geschlossen“.
Unterwegs habe ich mir ein Stück Flammkuchen gekauft und eine Flasche Cidre, das ist mein Abendessen.
Ich lese noch etwas in Dan Browns Inferno, welches von Dantes göttlicher Komödie inspiriert ist.
Gegen 22 Uhr geht es in den schwarzen Biwaksack.
Später wird mein Traum ebenfalls von Dantes göttlicher Komödie inspiriert.
Um 5.00 Uhr werde ich von Auto- und Flugzeuglärm geweckt. Es ist sehr frisch und beginnt zu nieseln. Also schnell ab in die nächste Patisserie auf einen Kaffee und ein Croissant.
Dann erst einmal nach Benzin gesehen, da gibt es nur eine Automatentankstelle. Gegen 7 Uhr beginnt es zu dämmern, Sichtweite 50 m, das reicht. Von hier aus geht es dann zum Col de la Schlucht.Sehr gemütlich geht es den Berg hinauf.
Die Kurven bieten alles, was das Mopedfahrerherz erfreut: Bitumen, Rollsplitt, Pferdeäpfel und nasses Laub. Es spielt sich alles im 2. und 3. Gang ab. Es ist so frisch, daß ich anhalte und die Daunenjacke unterziehe und die Sommerhandschuhe gegen Thermohandschuhe tausche. Den rechten Trekkingstock noch mal neu befestigen.
Bergab geht es dann noch einmal langsamer hinunter. Pässe und Berge sind dann wohl für heute gestrichen, also mache ich eine kleine Rundtour durch hübsche Täler. Das Wetter dämpft die Freude ebenso, wie das Tankstellennetz. Nach einem 25 km Umweg finde ich eine Tankstelle, wo man ganz normal bar bezahlen kann.