Dankeschön, aber erholsam geht irgendwie anders
Teil I: Der Schlenker.
Mi, 16.09.2015
Zum ostfriesischem Schraubertreffen muß ich unbedingt hin. So eine kaum veränderte CUB geht garnicht. Zwar sind Handschützer, Scheibe und Koffer schon dran, aber es gibt so viel zu verbessern und da lerne ich gerne von Praktikern. Das Licht ist z.B. richtig mies. Gut, man kann auch entsprechend langsamer fahren, das gehört alber eher nicht zu meinen Gepflogenheiten.
Also braucht Wuselchen eine längere Übersetzung. +5% (15/37) ist mal ein Anfang, damit ich nicht ständig in den Begrenzer laufe. Und 130 °C Öltemperatur auf der Bahn sind auch nicht wirklich prickelnd. Außerplanmäßiger Ölwechsel mit 10W30 und eine Wäsche gibt es ebenfalls.
Um 11 Uhr dann bem Friseur, wo man vom gestern ausgemachten Termin nichts wissen will. Bin da ja auch erst seit 15 Jahren Kunde. Ach nein, jetzt nicht mehr.
Um 19.00 Uhr soll der Stubentiger von meiner Tochter abgeholt werden. Es wird 23.30 Uhr.
Der möchte aber lieber verhungern. Da habe ich extra eine Katzentransportbox geholt und mit meinem Kopfkissen ausgelegt, aber die Damen möchte nichts davon wissen. Mit ausreichender Bestimmtheit wird sie trotzdem hinein befördert. Blöderweise verletzte ich mich am Knie. Wieder Mehrgewicht für die Bandage;)
Und wo wir gerade bei dumm gelaufen sind: letzte Woche habe ich meine perfekt passende Büse-Hose meiner Ex geschenkt, ich habe ja noch eine. Bestellt war Größe 46, geliefert wurde 50. Sollte ich da jemals hineinpassen, kann man mich rollen.
Do, 17.09.2015
Um 7.00 Uhr klingelt der Wecker.
Ein erster Blick aus dem Fenster zeigt absolutes Mopedfahrer-Mistwetter; dunkelgraue Wolken, Regen, Sturmböen, also völlig normales Herbstwetter. Eigentlich sollte es ja nach Süden in die Sonne gehen.
Km 5303
Um 8:10 Uhr geht es endlich los. Ein paar ganz herrlich nach Keller duftende Thermohandschuhe dürfen zusätzlich mit, natürlich zünftig über die Jacke gezogen, was bei näherem nachdenken völlig bescheuert ist. Dafür wird dann der Kellermief herausgespült. Man kann wirklich dem größten Mist noch etwas Positives abgewinnen;)
Damit die Hose nicht herunterrutscht, kommt noch ein Nierengurt mit.
Zur Orientierung kommt ein Kompass und das Fahrradnavi mit. Die Strecke habe ich grob im Kopf und einige Wegpunkte als Route gespeichert. Das dumme Ding soll nur Abzweige anzeigen, macht aber, was es eigentlich soll, die beste Fahrradroute anzeigen. Nein, ich fahre nicht durch den Wald!
Die drängelnden Dosen und das so schlimm wie befürchtete Wetter führen nach zwei Stunden und 100 km zu einer Planänderung, weil mich da ein Schild „A45“ anlächelt. Egal, erst mal ab auf die Bahn.
200 km und 4 Stunden später gibt es bei Werne Futter für Ross und Reiter.
CUB im Fernreisetrimm
Fischbrötchen beim Schotten: IGITT. Irgendwann B 72, die kenne ich gut. Nein, ich muss in Cloppenburg nicht tanken, da gibt es irgendwo noch eine Tanke bei Friesoythe. Die da tatsächlich immer noch ist. Eigentlich müßte ich vor Aurich rechts ab, aber ich fahre mal in die Stadt hinein. So gegen 15 Uhr. Keine Ahnung, was da los ist, aber Aurich erleidet gerade einen Verkehrsinfarkt. Nicht mal Wuselchen kommt da noch ordentlich voran. Die Fußgänger überholen spielend die Blechlawine. Faxen dicke, ich will weiter und schalte das Navi ein. Das denkt mit. Von Aurich geht es nach Norden und wieder zurück Richtung Leer laut Plan. Das Navi meint aber, daß ich schon im Norden war und auf dem Rückweg bin und hat mal gemütlich den Wegpunkt gelöscht.
Ist aber alles kein Problem, die Adresse ist ja im Handy gespeichert, also einen regenfreien Unterschlupf gesucht und das Handy aus dem Koffer geklaubt. Dummerweise ist es aus. Beim Anschalten fragt es mich nach der PIN. Die mag es aber nicht. Klar, ich habe ja einen neuen Provider und mir zwar vorgenommen die PIN zu ändern, es dann aber doch nicht gemacht.
Die nächste PIN war wohl die vom Notebook und der dritte Versuch ging auch knapp daneben.
Oops!
Wie hieß die Adressen noch? Großenweiden? In der Tanke bei einer ungeheuer charmanten jungen Dame nachgefragt, die mit dem Fahrschulwagen da schon mal durchgefahren ist und weiß, das es Großheide heißt. Puh, Glück muß der Mensch haben! Dort angekommen muß ich noch den Ortsteil finden, der heißt Arle, was leicht zu merken ist, weil es so ähnlich ist wie Arles in Frankreich. Dort angekommen braucht es eigentlich nur noch die Straße, das war irgendwas mit Süd, auch leicht zu merken, weil ich ja im Norden bin. Ostfriesland ist übrigens der einzige mir bekannte Landstrich, wo Norden auch ausgeschildert ist, sogar mit km-Angabe;)
Beim Herumtuckern finde ich die Straße. Prima, die Hausnummer habe ich mir nämlich ganz genau abgespeichert. Nach weiterem Herumtuckern finde ich das potenzielle Ziel auch. Rasen gemäht, Werkstatt vorhanden. Falls nicht, kann man da immerhin Stealth-Campen. Also erst mal ab zum Essenfassen. Das Parkhotel muß es jetzt ja nicht sein, aber den Balkan Grill finde ich schon ansprechend. Zur Belohnung gibt es leckeren überbackenen Schafskäse und ein Pils. Und da ich ziemlich durchgefroren bin, wird der Slibowitz auch gerne genommen. 10 Stunden für 500 +x Kilometer ist jetzt nicht mein bester Schnitt, da liegt eigentlich nur mein S-Pedelec drunter:)
Eine Stunde später stehe ich im Regen und finde, daß die alten Windräder viel schöner waren wie die Neuen.
Das Bushäuschen wurde wohl auch länger nicht mehr benutzt.
Daneben stelle ich mich gut sichtbar an die Straße in den strömenden Regen, bis irgendwann das erste CUB-Blubbern erklingt.
Wie schön das doch klingt, weil ich jetzt hier genau richtig bin. Es wird etwas gelönschnackt und irgendwann kommt auch Reinhard. So ein Haus ist doch etwas tolles, so ganz ohne Regen. In der Küche wird weiter geklönt, ein paar Bierchen getrunken. Die Frühkommer haben freie Platzwahl und ich lege mich mit meinem Kuschelsack und der Isomatte in ein hinteres Zimmer. Nachts möchte das letzte Bier dann doch noch raus und ich finde mich überhaupt nicht zurecht, weil meine Taschenlampe nicht greifbar ist. Notausgang Fenster

Morgen ziehe ich ohnehin aus in die Dackelgarage und mache Platz für die Spätkommer.