Wie versprochen, es geht weiter.
Rookie Tour nach Mallorca
Die Stadt ist noch nicht richtig wach. Lasse die “Little red Lady” in alle Straßen und Gassen schauen. Zweimal um die Kathedrale herum. Mir fällt auf: Die Straßen sind sehr sauber! Hier ist noch historisch gewachsener Stadtkern bemerkbar. Aus dem Nichts taucht ein blau gewandeter Herr auf und macht mit einer an Deutlichkeit nicht zu überbietenden Bewegung seines Hauptes klar, daß die Lady und ich hier nichts zu suchen haben. Er spricht auch zwei Worte in unsere Richtung: Ich verstehe: “Venga, Venga”!
Nicke ihm freundlich zu, schimpfe in meinen Helm hinein, schalte in den Dritten und mit einem sonoren, untertourigen Tuckern ziehen wir von dannen auf die Hauptstraße.
Bin auf der Suche nach einem Café, welches um diese Zeit schon geöffnet hat. An einer Ausfallstraße werde ich fündig. Zwei kleine Lieferwagen stehen davor und laden die Bestellungen des Tages ab. Sehe Milchflaschen aus Plastik. Eimer, ebenfalls aus Kunststoff mit irgendwelchen, mir nicht bekannten Substanzen. Eine Frau fegt den Boden des Trottoirs und stellt dann die Stühle runter. Es ist noch frisch, so verzichte ich auf einen Platz im Freien und gehe hinein. In einer Ecke sitzt ein Mann in meinem Alter, welcher einen Kaffe und einen Schnaps vor sich stehen hat. Bin gespannt welches Getränk er zuerst zu sich nimmt. Ich muß nicht lange raten.
Die Kaffemaschine dampft schon und ein Milchkaffe mit einem Croissant wird mein Frühstück. Man glaubt es kaum, aber die zwei Tütchen Zucker und die Butter im Hörnchen sind kalorienreich sodaß ich damit auskomme. Rührei mit kross gebratenem Schinken, frische Brötchen oder Bretzeln, Yoghurt mit Früchten, gebratene Würstchen, gebeizter Lachs mit Gurkenscheibchen, selbstverständlich noch eine Honig-Dillsauce darüber, nicht zu vergessen – die Tageszeitung ? Ein andermal wieder, ich vermisse es nicht. Beim Bezahlen kaufe ich noch zwei Flaschen Wasser und sitze wieder auf. Sehe auf die Tankanzeige -aus der ich bis heute noch nicht ganz schlau geworden bin- (auf jeden Fall nicht linear) und suche auf der Ausfallstraße Richtung Manacor, an einer Windmühle vorbei nach einer Tanke.

Der Tankwart ist ein junger Mann und hat um diese Zeit noch nicht viel zu tun. Da ich vom Vorbereiten weiß, hier auf Mallorca gibt´s kaum Campingplätze (die Hotellobby wußte das zu verhindern) frage ich ihn ob er einen kennt. Kurz sein Smartphone gefragt und er nannte mir eine Anlaufstelle ganz im Norden in den Bergen. Super, so kann ich die ganze Insel ausfahren.
Die große Straße verlasse ich und fahre auf einer Nebenstrecke Richtung Manacor. Schwenke dann nach Süden auf Lucmajor zu. Lerne in dieser Gegend die Insel von einer ganz anderen Seite kennen als es die bunten Prospekte der Reiseanbieter zeigen. Kaum Verkehr. Ein Paradies für Fahrradler und Mopedler. Tiefe Ebenen wechseln mit kargen Plateaus und im Hintergrund kann man das Gebirge erkennen.
Trockensteinmauern wie bei uns in den Weinbergen schützen die Felder und Gärten.
Oft steige ich ab, nehme einen Schluck Wasser und betrachte die Landschaft. Die Lady macht die typischen Klickgeräusche, welche entstehen, wenn Metall abkühlt.
Durch diese Entschleunigung verändert sich bei mir auch die Wahrnehmung der Zeit. Sie fließt zäher. Nach Manacor drehe ich ab in Richtung Norden nach Petra und Sineu. Nach Inca wird das Land bergiger und es geht Richtung Lluc.
Viele werden es kennen. Es ist ein Wallfahrtsort und hat einen “Naturcamping für Wanderer und Pilger.” Dort buche ich für drei Nächte, zahle einen Betrag von nur 15 € dafür und darf mit dem “Moto” nicht auf den Zeltplatz fahren, sondern muß es unten stehn lassen. Drei “Ranger “machen mir das unmißverständlich klar. Der Platz ist ein ehemaliger Olivenhain. Die Terrassierung wird als Fläche für den Zeltaufbau genutzt und ich suche mir ein schönes Plätzchen aus.

Mein Gepäck muß ich hochschleppen. Normalerweiße hasse ich das, aber nach so langem Sitzen im Sattel ist das eine willkommene Bewegung. Nur beim zweiten Berglauf lasse ich die Motorradsachen gleich oben liegen sonst muß ich zu sehr schwitzen. Dies wird nun für die nächste Zeit mein Basislager von welchem aus ich “meine”Insel erkunden will. Vor lauter Fahren und Schauen habe ich vergessen einzukaufen, sodaß ich auf meine Notration zurückgreife. Was ist das bei einem Schwaben? Eine Tüte kleiner Salzbretzeln (wegen Salzverlust beim Schwitzen) und ein Paar “Landjäger” (die haben auch geschwitzt) Einen Apfel habe ich im Rucksack noch gefunden. Meine Ernährung nähert sich einem “Buße tuenden Pilger” (so schlimm war´s mit dem Sündigen auch nicht) es sollte deshalb auch noch etwas anderes zu Speisen geben.
Fortsetzung folgt.