Allen erst einmal ein herzliches "Dankeschön" für Ihre Kommentare.
Nun zu Tag 4
Heute ist Erholungstag ! Bei der Morgentoilette, bei welcher ich mich extra lange mit heißem Wasser beriesele um die letzten Verspannungen zu lösen, lasse ich mir Zeit. Am Platz gibt´s das karge, aber ausreichende französische Frühstück in Form eines “Grand Café au lait” und einem Croissant. Zu Beginn unserer Frankreichreisen -Ende der 60 ger- haben wir selben noch in einer “Boule” serviert bekommen. Muß gestehen, ich war damals sehr überrascht und habe heimlich blickend, aber vergeblich, nach dem Henkel getastet. Erst als unser Tischnachbar die Schüssel mit beiden Händen an den Mund führte, wussten auch wir, wie man ohne einen “Faux pas” zu begehen mit dem Ding umzugehen hat.
Nun aber zurück in die Gegenwart. Oder doch nicht so ganz? Mit Anne bin ich nach dem Frühstück oft zwei Stunden am Strand gewandert. Dies mache ich nun ebenfalls wieder. Der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier. Den früher, anschließend genossenen Pastis lasse ich aber aus, denn es geht in die Stadt um der “Litte red Lady” Marseillan und Agde zu zeigen, Einkäufe erledigen, im Bistro sitzen, die Welt vorbeiziehen lassen, Tanken und Luftdruck checken. Der Tank faßt nur ca. 3,7 ltr., bei einem Verbrauch von ca. 2 ltr./100 km kann einem das schon auf den Zeiger gehen, vor allem wenn man jedes Mal die Reisetasche ab-u.aufschnallen muß. (Beruige de,´sisch halt blooß a Mopedle ond koii Modorrad)
(Die Experten im Forum arbeiten ja schon an diversen Lösungen.)
Dann Weiterfahrt direkt in die Stadt, deren Wein ich gestern abend genossen habe.

- Pinet
Wieder auf dem Camping angekommen bemerke ich, dass sich aus irgend einem Grund die untere Sohle von meinen Schuhen gelöst hat.
Zum Glück haben sie im “Auchan”einen Kleber mit welchem ich sie wieder befestigen kann. Während dieser -mit hoher Konzentration- durchgeführten Arbeit meint mein Platznachbar aus Berlin: “Wohl ne kesse Sohle jedreht, wa?”
Ich muß herzlich lachen und wir gehen spontan zusammen in den Pool zum Schwimmen.
Danach lädt uns seine Frau zum “Sundowner” ein und wir haben eine feine, gepflegte Unterhaltung. Das sind so Momente, an denen ich die Zeit anhalten möchte, wohl wissend, dass es auch andere Momente gibt, an denen ich gerne eine Beschleunigung hätte nur um einen gerechten Ausgleich herzustellen. Der Deal funktioniert halt leider nicht.
Morgen geht´s wieder früh weiter. Deshalb liege ich kurz nach 21:00 h im Zelt.
Mit Ohrstöpseln und einer Augenblende von “Singapore Airlines” (Wie ist denn die in den Fundus gekommen ?) helfen mir in einen wohltuenden, erholsamen Schlaf.
5. Tag
Um sechs werde ich ohne Wecker wach. Durch die mistralklare Nacht ist es etwas “frisch”. Eine zusätzlich zum Schlafsack mitgenommene Decke aus den Seitentaschen gekramt und “wohlig” war´s. (Du verweichlichter Warmduscher).Von anderen Motorradreisenden entnehm ich aus Forumsberichten, dass “Gesundbleiben” eines der obersten Gebote beim “Motorradeln” ist. Mit einer Erkältung unkonzentriert auf dem Bock- das muß nicht sein !
Für das leidige “Pinkelproblem” im Zelt habe ich eine Lösung gefunden. Eine leere Plastikflasche “Perrier”, welcher man den Hals in zwei Dritteln der Höhe, zu drei Vierteln des Umfangs einschneidet sorgt für bequeme, wohltuende Entspannung. Mann muß nur auf zwei Dinge höllisch acht geben. Erstens darf man die Flasche nicht aus Schusseligkeit umwerfen und zweitens nicht mit der “richtigen” Wasserflasche verwechseln. (nachträgliche Einfügung: Karl, irgendwann geht auch einem Rookie ein Licht auf)
Es geht immer noch nicht schneller mit dem Abbauen und Packen. Erst um 8:00 h bin ich wieder auf der Straße in Richtung Süden. Bei schönstem Wetter und “frischer” Luft macht es wieder mächtig Spaß. Bis kurz vor Bezier lasse ich den Motor “warm” laufen und gebe dann wieder vollen Schub. Das macht vielleicht gute Laune.
Ein Airliner, welcher seine Schub-Regler reinschiebt kann nicht mehr Freude haben.
(Gut, ok. Auf das Abheben verzichte ich, er nicht, er muß.)
Das Motörchen schnurrt wieder. Narbonne, Perpignan, Leucate. Diese Strecke fahre ich nicht an der Küste entlang, sondern etwas im Landesinneren. Von früheren Reisen her kenne ich die meisten Sehenswürdigkeit der Küste schon.
Eine kleine Pause in der Weinbauregion “Fitou” muß aber sein.
Die Ausläufer der Pyrenäen sind zu queren.
An den Steigungen schalte ich in den Dritten zurück um die “Lady” nicht zu quälen. Sie dankt mir mit einem kurzen Freudenjauchzer beim Zwischengas.
Während dieser Anstiege denke ich oft an meine Tochter. Sie hat diese Tour mit 17 Jahren gemacht. Mit dem Fahrrad! Als Besonderheit im Gepäck Ihre Gitarre um in den Fußgängerzonen Ihr Reisebudget aufzubessern! Sie erzählte mir wesentlich später einmal von einem deutlichen “Nord-Süd” Gefälle der Betragshöhe in der Gitarrenkiste. Bereits nach Tübingen war´s ein mieser Stundenlohn. Im Nachhinein nochmals “Chapeau” liebe Tochter !
Hinter Le Boulou dann ganz unspektakulär über die Grenze nach Figueras. Das Meer war wieder zu sehen. La Jonquera lasse ich mit allem was es bietet buchstäblich links liegen und fahre Richtung Gerona. Wie es passiert ist weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall lande ich auf der “Gran Via”. Das geht zwar mit dem kleinen Ding, ist mir aber zu stressig. Ein Schild zeigt “Blanes” an und ich setze kurz entschlossen den Blinker und fahre auf der Küstenstraße in das Städtchen ein. Das ist nicht nach geplantem Roadbook, doch mein Hintern und Magen raten mir dazu. Das Dorf könnte wirklich schön sein, doch die Bausünden der früheren Boomjahre setzen der Idylle arg zu.
Auf einem Wegweiser entdecke ich das Zeichen für “Campingplatz” und folge ihm.
Tatsächlich führt es mich an eine Toranlage. Sieht ein bißchen nach “in die Jahre gekommen” aus. Was soll´s bin auch nicht mehr neu. Für eine Nacht wird´s schon gehen.
Gleich nach dem Tor ist eine Bar mit Spielautomaten, Billardtisch, Vordach aus Strohmatten und Betonfußboden mit rissigem Glattstrich ! Niemand da. Die “Rezeption”nicht besetzt. Was macht man in solchen Fällen?
Richtig! Auf einen Barhocker sitzen und warten. Niemand kommt. Egal, dann wird halt die noch warme Kette mit Fett aus der Spraydose beglückt. Vielleicht liegt es am Zischen der Dose -es kommt jemand. Eine Südamerikanerin in mittleren Jahren begrüßt mich und ihr südamerikanischer Akzent ist für mich nicht zu verstehen.
Deute es aber als: “Guten Tag, was darf es denn sein” ?
Ich antworte: “Una Cerveza, por favor” Sie bringt mir ein “San Miguel”.
So einfach funktioniert Völkerverständigung!
Nach Genuss der halben Flasche habe ich Mut nach der “Receptionista” zu fragen.
Um 17:00 h verstehe ich. Ok, dann wird der Rest der Flasche so lange gestreckt bis es fünf ist. Bin zwar der Meinung, dass ich nach Genuss von etwas mehr Bier auch eine bessere Durchlutung der grauen Zellen ereiche und mir längst entgangene Vokabeln wieder einfallen, aber es ist wohl doch nur eine Selbstüberschätzung durch den Alkohol und so bleibt es bei dem Einen. Maria - Mercedes (ihren Vornamen weiß ich schon) geht nach hinten um zu telefonieren.
Punkt fünf fährt eine ältere Dame auf den Hof, steigt aus, kommt auf mich zu, ich stehe vom Hocker auf, gehe ihr einen Schritt entgegen und werde mit Handschlag und astreinem Deutsch begrüßt !!?
Da war doch etwas mit dem San Miguel nicht in Ordnung ?
Es stellt sich im Gespräch heraus, dass sie aus Offenburg stammt, in der Schweiz arbeitete, dort ihren späteren Gatten -einen Spanier- kennen und lieben lernte und so kam die gute Frau nach Blanes und zu einem Campingplatz.
Sie führt nun den Platz mit Leuten aus Südamerika, Litauen, Marokko und Nigeria.
Die wirklich nette Dame meinte dann, dass Zeltaufbau für eine Nacht zu aufwendig sei (wie recht sie hat)und ich könne für 15.- € einen Platz in einem Wohnwagen haben. “Man gönnt sich ja sonst nichts” Gerne nehme ich das Angebot an.
Zu Mittag hatte ich nur eine Honigmelone vom Straßenverkauf und einen Liter Wasser, verspüre nun einen wölfischen Hunger. Da Maria - Mercedes nicht für mich kochen will, empfiehlt mir die Dame ein Restaurant Namens “Alba” in der Stadt. Sie schreibt etwas auf einen Zettel, stempelt ihn ab und gibt ihn mir zur Vorlage beim Wirt in besagtem Restaurant. Der sieht ihn kurz an, lächelt und zeigt mir meinen Tisch im Garten. Es kommt ein “Combinado” bestehend aus: 1 Steak 1,5 bis 2 cm dick, Grüner Salat, Tomatensalat, darauf ein paar Zwiebelringe, etwas Pommes frites und jetzt kommt´s -auf dem Steak noch ein Spiegelei, ein Glas (denke 0,2 l) “Vino blanco seco” und zum Schluß noch ein Expresso. Kosten: 12,60 €. !! VIVA ESPANIA. Da lacht das Herz des Schwaben !
Zwecks Kreislauftraining und Verdauungsförderung schlendere ich anschließend noch durch die Stadt, gehe am Strand entlang, finde das Leben gerade ziemlich schön und mache mich bei Einbruch der Dämmerung zurück auf den Weg zu meinem luxuriösen Etablissement mit Vorzelt. Die “Little red Lady” bekommt noch einen Klaps auf den hinteren Sitzteil, ein paar gemurmelte Sätze wie “Gut gemacht Baby“, “Bleib so” oder ähnlich und der Reissverschluß des Vorzelts ratscht. “Bueno noche“.
Fortsetzung folgt.