Ich wollte es nicht wahrhaben. Wollte es nicht glauben. Doch heute nach nur sechs Wochen und 5.800km dann das.

Um 22:00 bricht die Geschwindigkeit bei Tempo 100 in der Ebene einfach ein. Die Wavle nimmt kein Gas mehr an. Ich manövriere aus dem fließenden Verkehr, komme neben dem Kernkraftwerk Brokdorf zum stehen. Der Motor blubbt noch zweimal und geht aus. Sehr ähnlich wie wenn der Sprit alle ist.
Der Sprit ist aber nicht alle. Die Tankanzeige zeigt 1/3. Trotzdem tanke ich aus dem Kanister nochmal nach. Der Anlasser dreht kräftig, doch der Motor springt nicht an.
Die Wavle startet im Leerlauf nicht, also schließe ich den Antrieb aus. Trotzdem gucke ich einmal nach meinem 16er Ritzel, doch dort unten scheint alles ok zu sein. Nur die Kette hat sich wieder merklich gelängt.
Die Batterie ist ok. Ich bau den Benzin-Schlauch ab und verstäube beim Anlassen etwas Benzin auf dem Gehweg. Die Benzin-Pumpe läuft, Sprit wird auch gefördert, Zündfunke ist auch da. Trotzdem sprint das Ding nicht an.
Ich bin mit meinem Hausmanns-Werkstattwissen am ende und rufe den ADAC.
22:15 geht der Anruf bei'm ADAC ein. Ich beschreibe die Situation, meinen Standort und erfahre "bis zu einer Stunde".
22:45 trifft der ADAC ein. Er prüft einige Dinge, findet aber nichts. Wir gehen davon aus, dass der Zylinder etwas abbekommen hat und keine Kompression aufbaut.
23:00 der ADAC fordert eine Abschlepp-Freigabe an. Er bekommt sie aber nicht, weil die Strecke (180 Km) zu weit ist. ADAC-Politik. Ein anderer "Premium-Partner" soll mich schleppen.
0:45 nach fast zwei (!!) Stunden im stockdusteren Gewitter trifft der Schlepper ein. Der erste ADAC-Mann ist (ohne es bezahlt zu bekommen) bei mir geblieben, damit ich mich unterstellen konnte. Sonst wäre ich zu dem Zeitpunkt schon komplett nass und pissig gewesen. Der zwei ADAC ist ein Rentner. Wir müssen ihm helfen, die Wavle auf die Ladefläche zu schieben und festzuschnallen.
Auf der Fahrt offenbart er mir, dass er nur die Freigabe habe, mich nach Schleswig in meine (Wunsch-)Werkstatt zu fahren. Allerdings wohne ich nochmal 40 Km weiter. Nach mehreren Telefonaten sagt die Hotline uns zu, sich um einen Mietwagen zu kümmern.
2:40 entladen wir die Wavle an der Werkstatt
Weil in dem Dorf aber keine Station nachts auf hat, kriege ich einen Mietwagen in ... Flensburg. Also dort, wo ich hin muss. Er fährt mich aber trotzdem nicht dorthin. Ich nehme mir also für 60,- € ein Taxi (von denen der ADAC jetzt erstmal maximal 30,- € übernehmen will) und fahre zu der ADAC Clubmobil Station. Die Ansage, die ich von der Hotline bekommen habe, war: "Rufen Sie die Nummer an, dann wird Ihnen aufgemacht."
3:20 Ich stehe also dort, im gießenden Gewitter ohne Vordach im Industrie-Gebiet und werde paddelnass. Ich rufe die Nummer an: "Ja, ich schicke jemanden.". "Wie? Ich dachte, es ist jemand hier ...". "Nein. Ich schicke einen Fahrer.". "Und wie lange wird das dauern?". "Es dauert, so lange es eben dauert."
3:50 30 Minuten stehe ich im Gewitter und werde inklusive allem Gepäck klitschnass. Der junge, unsichere Fahrer händigt mir einen Mietvertrag aus und sagt mir, dass ich laut Bestellung vom ADAC das Auto binnen 24 Stunden zurückbringen muss.
4:15 der Papierkrams ist erledigt und ich fahre die letzten Km nach Hause. Seit 12:45 nichts gegessen, klitschnass inklusive allem Gepäck.
Es ist mir unverständlich, wie der ADAC es schafft, in einem 180km-Transfer drei (!) Subunternehmer und eine externe Taxi-Firma zu involvieren und dafür über sechs (!!) Stunden zu brauchen.
Woran es liegt, dass die Wavle nicht mehr fährt, trage ich nach, sobald ich Montag die Diagnose von der Werkstatt bekomme.