Trauriges WE!

[NORTON]

Wenn Ihr das mal ERLEBT hättet, wie ein (nicht so wohlhabend wie Michael), FREUND, von "heute auf morgen" zum Pflegefall wird, (ohne Patientenverfügung), dann würdet Ihr beide das vielleicht anders sehen.
Theorie ist nicht Praxis.

[Trabbelju]

Als motorisierte Zweiradfahrer laufen wir auch auf dünnem Eis Schlittschuh.
Daher kann es eigentlich nur eine Konsequenz geben für diejenigen, die jahrelanges Siechtum nicht möchten: eine Patientenverfügung.
Frei nach dem Motto: Grabe den Brunnen bevor du Durst hast.

Wenn Schumi überlebt, wird hinterher für ihn und seine Familie nichts mehr so sein wie vorher.
Jedem Menschen kann ein Unglück passieren, sogar einem Michael Schumacher.
Ich drücke ihm die Daumen.

[Ecco]

Berti kann natürlich Recht haben, dass sich Schumacher als Schwerstbehinderter bis zum Lebensende
am Duft von Heu erfreut, oder eben auch nicht.
Dann kommt man irgendwann auch in die Sterbehilfedebatte. Der Film "Das Meer in mir" (Schwimmunfall)
zeigt das sehr dramatisch.

[Pingelfred]

schön geschrieben, Berti - sehe ich genau so.

Selten etwas derartig sinnvolles von Berti gelesen, Danke.

Ich stelle mir immer die Frage: Wer ist berechtigt zwischen Lebenswert und der alternative Tod zu entscheiden. Jede Sekunde Glück zählt, und das kann ganz
verschiedene Facetten haben. Der Hungrige, der sich über eine Suppe freut, der Milliardär über die 5. Luxusyacht ...

Solange es keinen Beweis für das Paradies/Gott/ gibt, zählt einfach jeder Atemzug auf dieser Erde, in Umgebung von geliebten Menschen.

Gruß Frank

Schumi ist ein Kämpfer, der gibt niemals auf. Alles Gute zu seinem 45. Geburtstag, das er als Ferrari-Mensch so positiv im Gedächtnis der Fans ist, trotz der Entgleisung
mit Mercedes-Benz, finde ich top. Seitens MB tut sich ja nicht viel, außer das der geschasste Norbert Haug sich äußerte...

[Cpt. Kono]

Wer ist berechtigt zwischen Lebenswert und der alternative Tod zu entscheiden. Jede Sekunde Glück zählt, ...

Leider sieht es so aus das man nicht mal die Entscheidungsgewalt über sein eigenes Leben hat.
Auch wenn man nach einem Schicksalsschlag selbst nicht mehr leben will.

Andererseits ist es aber auch so das sich viele, gerade in den letzten Minuten ihres Daseins, an ihr Leben klammern.

Auch bei diesem, im wahrsten Sinne des Wortes, existentiellen Thema setzen sich "Instanzen" einfach über den Wunsch des Individuums hinweg.
Nebenbei gibt es einige Berufsgruppen die sehr darunter leiden müssen das man nicht selbst entscheiden darf. Z.B. Feuerwehrleute, oder Zugführer um nur zwei zu nennen, die verpflichtet sind sich das genau anzuschauen was derjenige hinterlassen hat der nicht mehr wollte.

[Heinz]

natürlich wünsche auch ich Michael nicht ein Leben im Rollstuhl. Aber darum geht es in dieser interessanten Diskussion auch gar nicht. Ich kenne in meinem Umfeld einige schwerstbehinderte Menschen, die ein zufriedenes Leben führen. Und alleine dies ist entscheidend. Wer sich mit seiner Einschränkung irgendwann arrangieren kann, kann ein erfülltes zufriedenes Leben führen.
Aber wenn man selbst gesund ist, ist dies schwer vorstellbar.
Gruß
Heinz

[sznuffi]

Wer ist berechtigt zwischen Lebenswert und der alternative Tod zu entscheiden. Jede Sekunde Glück zählt, ...

Leider sieht es so aus das man nicht mal die Entscheidungsgewalt über sein eigenes Leben hat.
Auch wenn man nach einem Schicksalsschlag selbst nicht mehr leben will.

Andererseits ist es aber auch so das sich viele, gerade in den letzten Minuten ihres Daseins, an ihr Leben klammern.

Auch bei diesem, im wahrsten Sinne des Wortes, existentiellen Thema setzen sich "Instanzen" einfach über den Wunsch des Individuums hinweg.
Nebenbei gibt es einige Berufsgruppen die sehr darunter leiden müssen das man nicht selbst entscheiden darf. Z.B. Feuerwehrleute, oder Zugführer um nur zwei zu nennen, die verpflichtet sind sich das genau anzuschauen was derjenige hinterlassen hat der nicht mehr wollte.

Das ist leider ein großes Problem, dass man selbst nicht mal entscheiden darf.

In dem Moment als ich hilflos und gelähmt am Boden lag sagte ich zu meiner Tochter. Das wird wieder werden aber sollte ich nachher Vollgaga sein, dann gebe mir die Pillen, die ich für solch einen Fall gebunkert habe. Weil dahinvegetieren will ich auf keinen Fall.
Sie wusste was ich damit meinte. Wir haben das Thema schon mal besprochen was übrigens auch wichtig ist.
Nur ob sie es auch getan hätte ist eine andere Frage, da diese Entscheidung mehr als schwer ist und man die Hoffnung nie aufgeben mag.
Bei körperliche Schäden kann man ja sehen wie das wird und wie weiter. Da stimme ich dem heinz zu.

Ich hatte das Glück im Unglück aber zurück blieb die Narbe im Gehirn, die beim Auslöser Stress dann epiletische Anfälle auslöst. Kann mit Medis aber im Zaum gehalten werden.
Körperlich sieht man mir nach diesen 2 Jahren auch nichts an, obwohl es nicht mehr so ist wie es mal war.

[crischan]

Jemanden (auf sein Verlangen hin) zu töten oder auch "nur" sterben zu lassen, ist eine sehr schwere Entscheidung. Mir ist das zweimal passiert und es hat lange gedauert und einiges an Nachbereitung erfordert das zu verdauen. Glücklicherweise war in beiden Fällen ein Arzt der juristisch Verantwortliche aber ich hätte natürlich auf einer Fortsetzung der Reanimation bestehen können und dann hätten wir auch weitergemacht. Ich habe also die Entscheidung mitgetragen und daher die Folge, also den Tod der Patienten, auch mit zu verantworten. Gerade auch mit dieser Erfahrung halte ich es für sehr wichtig, daß solche Entscheidungen IMMER von Menschen im Einzelfall entschieden werden, die diese Entscheidung mit IHREM PERSÖNLICHEN Gewissen aushandeln müssen ohne sich hinter Normen/Paragraphen verstecken zu können.

[NORTON]

Jemanden (auf sein Verlangen hin) zu töten oder auch "nur" sterben zu lassen, ist eine sehr schwere Entscheidung. Mir ist das zweimal passiert und es hat lange gedauert und einiges an Nachbereitung erfordert das zu verdauen. Glücklicherweise war in beiden Fällen ein Arzt der juristisch Verantwortliche aber ich hätte natürlich auf einer Fortsetzung der Reanimation bestehen können und dann hätten wir auch weitergemacht. Ich habe also die Entscheidung mitgetragen und daher die Folge, also den Tod der Patienten, auch mit zu verantworten. Gerade auch mit dieser Erfahrung halte ich es für sehr wichtig, daß solche Entscheidungen IMMER von Menschen im Einzelfall entschieden werden, die diese Entscheidung mit IHREM PERSÖNLICHEN Gewissen aushandeln müssen ohne sich hinter Normen/Paragraphen verstecken zu können.

Danke Christian! Endlich wieder Jemand, der DAMIT ZU TUN HATTE, und nicht idealistisch ohne selbst betroffen zu sein/war, davon LABERT.

Mein guter und langjähriger Freund hatte es leider versäumt, trotz seines menschenverachtenden Jobs bei SATURN, (die ich dafür verantwortlich mache!), eine wasserfeste Patientenverfügung zu schreiben.

Nur, wer hätte die denn im Notfall GEFUNDEN? Als er im Treppenhaus lag, wer weiß, wie lange, hatte der Notarzt seine Pflicht gemacht, und ihn reanimiert. Das kann man dem doc auf keinen Fall zum Vorwurf machen.

Ich will Euch in der Folge erklären, WARUM ich weiter oben so schrieb.

Sein Gehirn war so lange OHNE Sauerstoff, dass es irreparable Schäden davontrug.

Wochenlang lag er im Koma, wochenlang habe ich ihm einen walkman mit seiner, die auch unsere Lieblingsmucke war, ans Ohr gehalten und mit ihm geredet. Er hat KEINE Verwandten mehr.
Und jedesmal musste mich meine Frau wieder moralisch aufbauen. Nach so einem Besuch.
Ich habe "nur" 2 Besuche/Woche geschafft.

Er wachte mit seinen ganzen Schläuchen, Magensonde, tubus usw. auf, was an sich lt. dem Pflegepersonal schon ein Wunder war.

Und jetzt kommt das Allerhärteste:
Ein Mann, der vorher körperlich und intellektuell absolut auf der Höhe war, konnte sich auch nach einem Jahr nicht im Bett aufrichten, er musste im Liegen geduscht/gewaschen werden.

Und noch schlimmer: er hat regelrechte LICHTE FENSTER, in denen er seine Situation BEGREIFT!
EInmal nahm er meine Hand, hatte Tränen in den Augen und SAGTE mir: "Mach Schluß, Ralf. Ich mag nicht mehr leben".
DA WOLLTE ICH ALL DIE CLAQUEURE UND IDEALISTEN WEITER OBEN MAL SEHEN, OB SIE DAS WEGSTECKEN!
Ich habs noch niemals so offen erzählt.

Das geschah übrigens in einer Psychiatrie, nachdem er in der Reha/Krankenhaus, einen Pfleger am Hals gepackt hatte.
X ist auch im Liegen noch kräftig. Und auch nach Monaten des Siechtums.

Die Psy.-Einrichtung in Guddelau, südlich von GG, war übrigens das Allerletzte:
er lag in seinen eigenen Fäkalien, sein Bett auf dem Flur, im Schwesternzimmer saßen 9 Personen beim Kaffeschlürfen, und zwar NICHT zum Schichtwechsel, während draussen ein Patient versuchte, X`s Katheder raus zu ziehen, was ich grad verhindern konnte.
Das sind ZUSTÄNDE, DIE MAN NICHT SEHEN ODER HINNEHMEN MÖCHTE!

Die Tante vom Vormundschaftsgericht wollte mir dann noch die Vormundschaft aufs Auge drücken, was ich aber nach Rücksprache mit meiner Familie, und mit GUTEN Freunden , ablehnte. Ich Depp hätte es mir angetan.

Wer hier hätte sowas übernommen? Wenn es kein naher Verwandter ist?

Und auch nach Jahren in einem Pflegeheim (über dessen Zustände schreibe ich besser garnichts),
ist seine Situation NICHT besser geworden!)
Bitte erspart mir das Gesülze, er hätte Freude am Heugeruch, mitten in DA.

Das kann sich eine Fam. Schuhmacher leisten, aber kein ehemaliger und alleinstehender Arbeiter bei einem menschenverachtenden Betrieb wie MM oder hier, SATURN.


Ganz anders die Kinder im Integrations-Kindergarten meiner Frau, wo selbst schwere Fälle zu 95% Fortschritte machen, und wenn noch so kleine.
(Auch wenn nicht jedes Kind nach Curazao zu den Delfinen fliegen kann, was einige Eltern tun, und das tatsächlich hilft).
Auch hier wieder eine Frage der Finanzen.
(und das bei MILLIARDEN-VERSCHLEUDERN VON STEUERGELDERN AN ZOCKERBANKEN! Für die Menschen im Land, in KEINEM Land, ist Geld da. )
Anderes Thema.

Ich bin jetzt zu aufgewühlt, mein Frühstücksbrötchen fertig zu essen.

Wollte Euch aber dieses nicht vorenthalten.

Es ist wie Christian schreibt, von Fall zu Fall anders. Wir haben auf Grund dieses Vorfalles absolut wasserdichte Patientenverfügungen gemacht, meine Frau, ich und nahe Anverwandte, ich selbst führe eine Kopie bei meinen Papieren mit.

[Trabbelju]

Danke für die eindringlichen offenen Worte Ralf.

[JabbatheHut]

Tiere lässt man einschläfern und gut ist.....Menschen quält man bis zum Ende ( aus völlig verkehrten "moralischen" Gründen)

[Cpt. Kono]

Tiere lässt man einschläfern und gut ist.....

Auch das gehört nicht zu den wahrhaft erhebenden Momenten.

Mir zumindest hat überhaupt keinen Spaß gemacht in die Rolle des lieben Gottes zu schlüpfen, als mein Kater eingeschläfert wurde. Sicher gehört auch der Tod zum Leben, aber um welche Art Tier es sich handelt ist doch letztlich schnurzpiepegal.

Aber ich bin dahingehend auch ein bissl anders. Meiner Meinung nach verhalten wir (Menschen) sich auf diesem Planeten sowieso wie die Axt im Walde.

[JabbatheHut]

Gott spielen ist es meiner Meinung nach nicht, sondern einfach nur human, wenn man ein Lebenswesen von Leid und Schmerzen erlöst, wenn keine Heilung mehr zu erwarten ist.

Ganz zudem, man hat (auch in D) keine Skrupel, hundertausendfach werdendes Leben zu töten, warum tut man sich dann bei Menschen so schwer, die selbst darum bitten?

[GroßerKolben]

Für mich ist der freie Wille entscheidend und sonst gar nichts. Mit welchem Recht kann man einen Menschen zwingen, ein Leben zu leben, das er für sich selbst als nicht lebenswert erachtet?

[sznuffi]

Christian + Ralf

danke für die klaren und offenen Worte.
Musste soeben auch mein Brötchen auf die Seite legen

Zur Patientenverfügung
Eine Kopie sollte der Hausarzt ebenfalls haben sowie man selbst alle Telefonnummer dessen im Geldbeutel.
Ergänzend so lt. Aussage des VDK ist es noch wichtiger einen Generalvollmacht auszustellen.
Vorlagen hierfür gibt es zu Hauf im Netz. Da reichen 1-2 Sätze aus. Diese habe letztendlich mehr Gewicht.

Mein langjähriger Freund und Mitmotorradfahrer hatte vor 1,5 Jahren einen Herzschlag mit 69 yo erlitten. Es waren damals sehr hohe Sommertemps (Ende Juli, über 35C) und er verschleppte eine Grippe. Er war zwar körperlich kräftig (ehemalig Boxsportler) aber wohl siegte der Virus.
An diesem Nachmittag sprach ich mit ihm kurz in der Tiefgarage fuhr aber dann weg wg. eines Termines. Minuten später fiel dann am Briefkasten vor dem Haus um als er zuvor noch seine Einkäufe abgestellt hatte. Ein junger Nachbar fand ihn aber wohl recht spät und versuchte alles um ihn zu renamieren. Er sagte mir damals schon, dass Thomas schon blau und grün im Gesicht war und er mit Sicherheit später einen größeren Hirnschaden gehabt hätte.
Die Notärzte, die kurz darauf eintrafen und auch alles erdenkliche jedoch vergeblich versuchten, bestätigten dies ebenfalls im Nachhinein.
Da ich Thomas über 16 Jahre kannte wusste ich, dass er nie später mit einer schweren geistigen Behinderung hätte noch leben wollen.
Die Frage ob ich das hätte entscheiden wollen ist wahrlich mehr als schwer. Ich weiß ehrlich gesagt nicht ob ich das hätte können, geschweige könnte. Und das von Anderen zu verlangen ist wohl weniger möglich.
Seit diesem Vorfall fahre ich auch kein Motorrad mehr da ich das Möppel ja mit ihm zusammen und wegen ihm auch kaufte um weitere gemeinsame Touren zu machen.

JA, Großer Kolben, aber wenn man selbst nicht mehr entscheiden kann? Und vor allem hier auch nicht darf ! (Stichwort: Sterbehilfe)