Windschatten fahren

[ts1]

@Done

Ich fühle mich auch nicht geschädigt.
Aber unrealistisch finde ich es schon, für AM auch gleich einen CE (mittlerweile obligatorisch mit Modulen) zu verlangen.
Es muß auch nicht jeder Gleitschirm- oder Drachenflieger gleich eine ATPL Lizenz haben.
Beeinhaltet ja auch regelmäßige Auffrischung/Weiterbildung.

Dann ist nämlich nichts "mit 16 Jahren zur Ausbildungstelle fahren".
Klar, die Strassen (und der Luftraum) würden leerer.
Sehr viel leerer!
Eine Fahrerlaubnis würde sich für viele nicht rentieren, es gibt keinen Einstieg mehr, sondern nur das volle 20000€ Programm - oder nichts.
Die Arbeitgeber könnten sich die Frage "sind sie mobil?" sparen.
Das ist dann nämlich auch ein Jung-Akademiker nicht, der hat ganz andere Sorgen gehabt als sich dafür hoch zu verschulden.

Dann fahren nur noch die aus Osteuropa & Co ein Kfz. Wo die Ausbildung/der Führerschein schon jetzt nur 1/5 kostet, demnächst dann halt 1/50.

[harryguenter]

Da ich das wohl mit aufgeworfen habe melde ich mich auch nochmal zu Wort.

Zunächst mal Danke für die Antworten der "Windschattenfahrer". Ich finde es gut wenn man die Umstände kennt, unter denen eine Aussage getroffen wurde.

Ich halte fest, dass das für mich persönlich(!) nix ist mich hinter nen Laster zu hängen.
Und eine durchsichtige fahrende Glaswand begegnet mir da leider zu selten. Vans oder Geländewagen würden vom durchgucken noch gehen, sind aber meist schneller als ich unterwegs.

Die Risiken wurden ja schon reichlich erwähnt, ich möchte noch ein paar Zahlen einwerfen:
1.) 80 km/h entspricht 22m Wegstrecke in der Sekunde.
2.) Die normale reaktionszeit eines Menschen liegt bei etwa 0,3s. Die Vorbremszeit (Reaktionszeit + Umgreifen zur Bremse) bei etwa einer Sekunden. Ältere Semester (wie vermutlich viele hier) werden da wohl locker dran- und vielleicht sogar drüber kommen.
3.) Vermutlich würde ich auch nicht sofort voll bremsen, so dass ich auch hier noch ein paar Meter lasse bis ich die Vordermannvollbremsung erkenne und ebenfalls ne Vollbremsung hinlege.
4.) Letztendlich wage ich zu behaupten, dass der (moderne) LKW einen deutlich besseren Bremsweg hinlegt als die meisten von uns mit der Inno/Wave/Cub. Wer beherrscht schon perfektes Bremsen im Schlupf auf jedem Untergrund und ohne ABS. Meistens ist es dann doch eher ein über- oder unterbremsen was weitere Meter kostet. Ich neige auf Motorrädern schon immer dazu zu schwach zu bremsen aus Angst vorm blockierenden Vorderrad und dem damit verbundenen wahrscheinlichen Abflug.

Mein Fazit: Selbst 40m Sicherheitsabstand sind da sehr schnell aufgebraucht.

[ts1]

Ist halt eine Risikoabwägung und geprägt von (schlechten) Erfahrungen.

Stell Dir vor, Du bist in der weiten steinzeitlichen Prärie.
Links ein Tiger, rechts ein Löwe, hinter Dir ein Bär, vor Dir ein Mammut.
Vor den Prädatoren weglaufen zu wollen sieht aus wie der sichere Tod. Vielleicht zwischen den Füßen des Mammuts Schutz suchen?!

(Die Landstrasse wäre dann eher der Dschungel. Man sieht seinen Tod oft nicht einmal.)

[Cpt. Kono]

Ich hab keine Ahnung wo du fliegst, aber die Lufträume sind doch relativ klar gegliedert. Oder sind dir im Endanflug auf einen Flughafen schon mal Drachen bzw Gleitschirme im Luftraum "Charlie" begegnet?
Wenn ja war die Flugvorbereitung wohl, na sagen wir mal, mangelhaft.

Trotzdem bin ich der Meinung das Auto-, Zweirad- und Lkw-Fahrer die Welt des jeweils Anderen Mal gesehen haben sollten, um die Härten der anderen Fahrzeuglenker und Verkehrsysteme etwas besser einschätzen zu können.

[Brämerli]

Ich sehe das Thema interessiert brennend, endlich hat mal jemand diese Grundlagendiskussion eröffnet.

Vor LKW Fahrern die mich sehen fürchte ich mich übrigens weitaus weniger als von denen die gerade Whatsapp offen habe und ne Schlafstelle für die Nacht abchecken oder etwas anderes in der Art.

[ts1]

Ich mache keine Endanflug auf Flughäfen. Ich bin nämlich einer von den anderen.
Aber auf einem Flugplatz tummelt sich auch oft das Leben (<2 to).
"Gesehen" habe ich große Airliner auch schon... aber schon eine Simulatorstunde (nicht nur FluSi für den PC) geht ins Geld.
Und sorry, ein Gefühl für diejenigen, die mit bis zu 400m/s in 30m Höhe über dem Boden daherflitzen, bekommt man erst nach etlichen hunderttausend Euro Investitionskosten. "Eigentlich" müsste das aber jeder Vogel lernen, bevor er aus dem Nest fallen darf.

[Cpt. Kono]

Wenn Du einer von den Anderen bist (was auch immer das heißt) wirst Du Dich wohl selten im kontrollierten Luftraum aufhalten.

400m/s in 30m ist schon ziemlich ambitioniert. Aber auf jeden Fall ist das den Fliegern von Lötlampen vorbehalten und die müssen nix dafür bezahlen.

Airbus & Co haben sich bei 400m/s sowieso schon zerlegt, da das im Überschallbereich liegt.

[Brämerli]

Tja, ich hab den Fred aufgemacht und möchte darum zurück verweisen auf die aufschlussreichen Videos:
viewtopic.php?p=159046#p159046 und was danach kommt.

[Bernd]

Ich fahre äußerst selten mit der Inno auf der Autobahn.
Wenn, dann suche ich einen LKW, an den ich mich hängen kann.
Der Abstand beträgt dann ca. zwei Leitpfosten. Das sind 100 Meter.

Ich habe festgestellt, dass die Windschleppe einen ganz gut mit zieht. Und ich habe genug Abstand, um zu reagieren.

Leider ist meine Inno relativ schwach. Wenn ich den Abstand zu groß werden lasse, hängt mich drr LKW ab. Das passiert meistens an einem Anstieg.

Mit dem 14 PS SH125 hatte ich da keine Probleme. Bei dieser Fahrweise hat er anstatt 3,7 nur 2,7 Liter gebraucht.

Also lieber Landstraße.

Gruß
Bernd

[on2wheels]

Ich habe (leider) keine Inno.

Hatte aber eine luftgekühlte 125er Suzuki mit 10 PS, nur auf dem Papier.

Mit der konnte ich mich kaum im Windschatten halten, die LKW überholten ständig.

Sehr dichtes Auffahren inklusive , war nicht so prickelnd.

Jetzt habe ich ja den SH 150i Jehova, übrigens das beste Fahrzeug der Welt

Wenn ich mit dem auf Reisen gehe sind Autobahnen manchmal unvermeidlich, da ich Zeit aufholen muß, die ich am Tag vorher auf besseren Feldwegen verloren habe

Mit dem SH hänge ich mich in den Windschatten der LKW (Tacho normalerweise 95), bzw. hänge mich immer an einen jeweils überholenden LKW an.

Nach 20 Minuten hat man dann den Schnellsten erwischt:mrgreen: (Tacho 98-99)

Abstand so 15 - 20 Meter, leider sind dort die Verwirbelungen spürbar.

Der Windschatten ist es aber auch.

Näher ran, und es wird merklich ruhiger, so richtig wohl fühle ich mich dann aber nicht mehr.

Das gute am SH150i (16PS) ist, daß man, wenn es einem irgendwie zu blöd wird, die LKW jederzeit im Griff hat

Ciao
Alex

[harryguenter]

Abstand so 15 - 20 Meter, leider sind dort die Verwirbelungen spürbar.

Möge Dein Schutzengel schnell genug mitfliegen. Bei Tempo 98 legst Du 27m pro Sekunde zurück.
Deine Reaktions- und Vorbremszeit zusammen liegt bei 1 Sekunde - sehen tust Du ja bei dem Abstand nix. Nach 2-3 Sekunden wird das ein Auffahrunfall mit etwa 80 Sachen.
Verstehen kann ich das nicht.

[olster]

solche Berechnungen gehen voraus, das der vorfahrende LKW ohne Bremsweg zum Stillstand kommt, also als ob von jetzt auf gleich eine Betonwand vor ihm steht. Das kann man natürlich in sein Risikomanagement mit einbeziehen, die größere Gefahr geht wahrscheinlich von irgend einem Zeug aus, das von irgendeinem Laster gefallen ist. Ich versuche immer so zu fahren, solchen Teilen noch ausweichen zu können. Häufig werfe ich deshalb mal einen Blick am LKW vorbei, um zu sehen ob die Strasse vor ihm frei ist.
Gut wäre ein Spiegel mit dem man auch mal unter dem LKW herschauen könnte.
Ohne LKWs auf der Bahn fühle ich mich fast etwas ausgeliefert, deshalb fahre ich auch nur selten Sonntags. Und mich von einem LKW Fahrer jagen zu lassen, der gerade mit seinem Wischhandy, seinem Navi oder TV beschäftigt ist, halte ich für lebensmüde.
Wenn ich aber mit 100 m Abstand hinter ihm bin, merke ich von einem Windschatten nicht mehr viel.

[harryguenter]

solche Berechnungen gehen voraus, das der vorfahrende LKW ohne Bremsweg zum Stillstand kommt, also als ob von jetzt auf gleich eine Betonwand vor ihm steht.

Nee, setzt es nicht. Wenn man mit 20m Abstand und Tempo 100 km/h (=27,7 m/s) fährt und da wäre wirklich ne Betonwand in die der LKW ungebremst fährt, dann fährt man selbst nach 0,72 Sekunden ungebremst hinten drauf da unterhalb der benötigten Vorbremszeit (Reaktionzeit + Umgreifen + Bre,sung einleiten) beträgt etwa 1 Sekunde.
In der Zeit verringert sich also der geringe Abstand zum (noch fahrenden aber schon vollbremsenden) LKW nochmal deutlich. Wenn das Mopped also endlich mit der Bremsung beginnt, dann hat es für diesen verringerten Abstand einen Geschwindigkeitsüberschuß (der LKW vollbremst schon 1 Sekunde) und voraussichtlich das schlechtere Bremsverhalten. Selbst wenn das Mopped auch ABS hat und der Fahrer von Beginn an voll reinhaut wird sich's kaum noch ausgehen. Hat das Mopped kein ABS hat es schon verloren da der bremsweg im Vergleich zum LKW . Bremsen im Schlupf beherrscht doch kaum einer der nicht Profirennfahrer auf der Maschine ist.
Das genaue ausrechnen des Aufprallzeitpunktes und der -geschwindigkeit überlasse ich jemandem dessen Physikunterricht keine 20 Jahre her ist.

Das kann man natürlich in sein Risikomanagement mit einbeziehen, die größere Gefahr geht wahrscheinlich von irgend einem Zeug aus, das von irgendeinem Laster gefallen ist.
Ich versuche immer so zu fahren, solchen Teilen noch ausweichen zu können.

Vor dem Runterfallen von Teilen hätte ich jetzt keine Angst, eher vor denen die schon vorher auf der Strasse liegen, oder vor der nicht vorhandenen Strasse (sprich Schlagloch).
Die "Vorlenkzeit" (=Reaktionszeit und Lenkbewegung) ist etwas kürzer (etwa 0,8s) als beim Bremsen, das sind aber immer noch 20 gefahrene Meter von erkennen bis Ausweichbeginn. Anders gesagt, bei 20m Abstand zum Vorausfahrenden weicht man gar nix aus. Einspurige Fahrzeuge sind zudem nicht als Ausweichmeister bekannt.

Wenn ich aber mit 100 m Abstand hinter ihm bin, merke ich von einem Windschatten nicht mehr viel.

Ich würde auf den Windschatten pfeifen. Und mit 50-100m Abstand wäre man ja auch gut bedient.