Auch auf die Gefahr hin, dass ich missverstanden werde:
Ich bin einem beliebigen höheren Wesen deiner Wahl unendlich dankbar, dass ich einer unverdient glücklichen Generation in einer Gegend angehöre, die zu ihrer Zeit von Krieg, Verfolgung und Terror verschont war.
Das ist nicht selbstverständlich und wird uns nur allzuselten bewusst. Dabei müssten wir nur unseren A.... hochbringen und uns für Vorgänge in unserer unmittelbaren Umgebung interessieren. Ein paar Impressionen und Gedanken hat ich auf meinen beiden Berichten über meine bislang größten Innova-Touren, die nicht zufällig an solche Stätten wie
> Verdun < und
> Vukovar> führten niedergeschrieben.
An solchen Orten wird einem schrecklich klar, was mir eine junger Kroate sagte: "you did only see the visible things". Ich habe mich mit solchen Dingen, den Anfängen und den Folgen durchaus beschäftigt. Die Anfänge sind immer gleich: Es interessiert sich keiner dafür. Wir sehen im Nachgang alles klar und deutlich, wie alles ein Bild ergibt und vergessen, dass es Zeichen gibt und gab. Sie wurden nur nicht rechtzeitig erkannt. Aber wie
Kassandra unterliegen die Sehenden dem Fluch, dass ihnen nicht geglaubt wird und ihre Warnungen wirkungslos verhallen, bestenfalls noch verharmlos werden. Kurt Tucholsky prägte den Satz
„Nichts ist schwieriger und nichts erfordert mehr Charakter, als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!“ Es sagte dies zu einer Zeit, als es bereits lebensgefährlich war, solche Gedanken zu äußeren. Heutzutage und hierzulande ist es auch schon nicht mehr so einfach. Man wird in den sog sozialen Medien zwar mit unglaublichem Müll überflutet, das ist offenbar ok. Aber sobald es ans Eingemachte geht wird man zwar nicht physisch angegangen, aber schon mancher wurde aufgrund fremder oder eigener Aussagen wirtschaftlich ruiniert.
Hinterher muss sich jede Generation die Frage gefallen lassen, warum man nichts gewusst, gesagt, getan hat.
Martin Niemöller wird der Satz zugesprochen
„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat.
Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte."
Die Zeichen sind da. Seht sie. Ich sehe das weder als Verharmlosung des Holocaust und des Nazionalsozialismus noch als Beleidigung oder gar Instrumentalisierung der Opfer.