Rookie Tour nach Mallorca.
Vielen Dank für Eure lieben Kommentare.
Nun die Fortsetzung bis zur Überfahrt.
Viel Spaß und gute Erinnerungen beim Lesen.
Nach der unmissverständlichen Aufforderung des Uniformierten, mich zu entfernen, setze ich den Helm wieder auf und reihe mich in den laufenden Verkehr rund um das Denkmal ein. Das “auf den Verkehr achten”, “Wegzeiger suchen”, ”Sightseeing” bringt es mit sich, die Runde zu Ehren von Kolumbus mindesten zwei mal zu drehen.
Dann habe ich gefunden was ich suche: Den Fährhafen,-ganz in der Nähe gelegen.
Mittlerweile ist es sehr heiß geworden. Die angenehme Morgenkühle hat mit einer schwül-heißen Luft vom Meer her getauscht. Vorbildlich die Lady an den dafür vorgesehenen Parkplätzen abgestellt, um nicht nochmals Ärger mit dem Uniformierten zu bekommen. Die Jacke und der Schal müssen runter, sonst verbrutzle ich. Wohin damit ? Das Moped ist vollgepackt wie ein Kamel in der Sahara oder ein Muli im Himalaya. Kein Platz für Helm, Jacke und anderes Gerödel. Alles über den Lenker hängen ! Vor mir steht noch ein deutscher Urlauber mit einem Sportcabrio, dessen Frau das Cabrio bewacht, während er im Büro die Passage bucht. Wer auf ein Cabrio aufpassen kann, der kann das auch mit meiner Wave; deshalb meine Bitte an die Dame, doch auch eines Ihrer wunderschönen Augen auf mein Moped zu richten. Sie reagiert überhaupt nicht wie sonst die blasierten, geblondeten, gebotoxten, zickigen, Modekleiderständer und Cabriobeifahrerinnen, sondern souverän mit einem: “Selbstverständlich, junger Mann”.
Vermute, Sie hat in meinem Gesichtsausdruck die Schublade mit den Vorurteilen entdeckt und gedacht:
“Warte, Dir helfe ich, Du “Chauvi”.
Etwas verwirt ob dieses “Kompliments” gehe ich in das Büro und buche meine Passage für einen Aufenthalt von 4 Tagen nach Palma und zurück. Wird sofort per Kreditkarte eingezogen, ich erhalte
Tickets, Aufkleber, Boarding Pass und Rechnung. Es ist 11:00 h, die Fähre legt um 22:00 h ab. Elf Stunden um Barcelona zu erkunden. Los geht´s.
Es ist alles noch am Moped, so wie ich es verlassen habe. Die Cabrioleute sind schon wieder weg. Was jetzt ? Das was ich immer mache wenn ich in einer “fremden” Stadt bin. In´s Zentrum fahren und das Auto in die Tiefgarage stellen. Zuerst wollen sie mich mit dem Moped überhaupt nicht reinlassen ? Ein freundlicher Angestellter zeigt mir nach einem “Einfach nicht weichen wollen”dann einen Platz in einer für Autos nicht mehr nutzbaren Ecke und sagt mir auch es sei sehr sicher, denn eine Kamera ist auf diese Stelle gerichtet! Sehr zufrieden und glücklich über diese Möglichkeit stellt sich im selben Moment auch schon wieder die nächste Problematik. Mit dem Motorradoutfit möchte ich nicht in der Stadt umhergehen. Zu warm und auch nicht “chic”. Also umziehen. Ist ja die große Auswahl im Kleiderschrank in Form von Seitentaschen und großer, quer verspannter Reisetasche. Rucksack und Topcase nicht vergessen.
Was nehme ich nun? Ein weiterer Vorteil des “Motorradelns” gegenüber dem Auto eröffnet sich. Wenn man keine Auswahl hat ist die Wahl einfach. Poloshirt und Jeans. Als ich die Sachen rausgelegt habe und anfange mich umzuziehen fällt mir siedendheiß ein, daß doch eine Überwachungskamera auf diesen Platz gerichtet ist und ich noch die lange Funktionswäscheunterhose anhabe welche ich unter keinen Umständen noch länger am Leib haben möchte. Opastrip in Barcelona in der TG? Nein! Auch wenn ich noch vorgestern die große Lippe riskierte von wegen Cap d´ Agde und so.----Alles einpacken, mit der neuen Kleidung zur Toilette marschieren, die erstaunten Blicke der Autofahrer ignorieren und umziehen im Schutze der Intimität einer Tiefgaragentoilette. Was hab ich hier in der kurzen Zeit für eine Erlebnisdichte!
Raus aus dem Keller, in die Sonne und zuerst auf die “Rambla” Einfach ein paar mal rauf und runter und die unvergleichliche Atmosphäre einsaugen. Treiben lassen. Hab ja Zeit und Bewegung schadet nie.
In einer seitwärts von der Rambla abgehenden Straße komme ich auf einen kleinen Platz mit Arkaden unter denen lauter junge Leute sitzen. Und was trinken die? Bier aus Maßkrügen ?!
Jawohl, 1 Liter Krüge aus Glas mit “Cerveza”
Unter lautem Reden, Flirten, Singen, Gestikulieren,Trinken, Essen geht es recht ausgelassen aber nicht vulgär zu.
Das Einzige was hier noch fehlt ist ein älterer “Motociclista” Dem kann ich abhelfen. Allerdings nur mit Tapas, Wasser und Cafe. Was ein Bier am Nachmittag in der Sonne des Südens bedeuten kann weiß ich. Man ist danach einfach nur schlapp. Es wird wohl die nicht leicht verdauliche Mayonaise der Tapas gewesen sein, ich verfalle dennoch jener Müdigkeit, welche ich sonst nur bei Biergenuss erlebe.
Muß unbedingt etwas für die Kultur tun und gehe in eine der zahlreichen Kirchen in der Nähe.
Welch ein Gegensatz in der kurzen Entfernung zu den Arkaden. Sakrale Stille, gedämpftes Licht, ein Geruch aus Weihrauch vermischt mit Moderfeuchte der Wände. Setze mich in eine Bank, betrachte Wand-und Deckengemälde, studiere die in Stein gehauenen Gesichter der Heiligen und döse ein.
Nach sage und schreibe geschlagenen 2 Stunden werde ich geweckt indem jemand in meine Bank eintritt. Schnell spende ich noch eine Kerze und mache mich wieder auf den Weg zum Hafen.
Werde von Leuten mit Leuchtkleidung welche einen auf “sehr wichtig” machen eingewiesen und fahre als Erster an Deck. Die anderen, darunter viele “Dickschiffe” dürfen später fahren. (Habe doch kein Fahrrad !) Die “Little red Lady” muß ein Fesselspiel in Form von Zurrgurten über sich ergehen lassen. Vorher habe ich in der TG schon das Notwendige für die Nacht in meine Heckbeule gepackt, sodaß ich nur diese und den Rucksack mit den persönlichen Dingen tragen muß. Alles andere lasse ich am Moped. Das Deck wird über Nacht abgeschlossen.
Einchecken, Kabine beziehen, Duschen, Anziehen und auf Deck um das Ablegemanöver zu beobachten. Der Kapitän steht auf der Nock. Die Schiffsmaschine fängt an zu laufen. Der ganze Pott vibriert. Die Querstrahlruder an Bug und Heck schieben die Fähre von der Anlegestelle. Fahre über Nacht einer Insel entgegen, welche ich ganz anders kennen lernen sollte als sie in meiner clichéehaften Vorstellung existierte.
