Elektroauto-Kaufprämie als Rettungsanker für die Politik
Ein Zitat: "Menschen entwickeln viel Phantasie, wenn es darum geht, vorgegebene Ziele zu erreichen. Elektroautos sind nur eines von vielen Wegen dorthin."
Das sehe ich exakt auf so. E-Mobilität ist kein Heilsbringer wie von nicht wenigen verkündet, sondern kann nur ein Baustein sein um die gesetzten Klimaziele zu erreichen. Wenn man dann denn wirklich will. Es muss der Verkehr im generellen reduziert werden. Und das bedeutet VERZICHT! Auch wenn man das nicht gerne hört.
Zum Beispiel Verzicht auf Güter, Verzicht auf Flugreisen, Verzicht auf Wintersport in Orten wo der reguläre Schnee nicht mehr ausreicht, usw.
Ein aktuelles Beispiel mit dem ich mich, aus bestimmten Gründen, beschäftigen musste. Der Brenner als (noch) Hauptverkehrsachse von Nord nach Süd. Dort ist mehr als 80% des Verkehrsaufkommens dem schweren Transit Güterverkehr zuzuschreiben. Davon waren so gut wie alle Fahrzeuge Sattelschlepper. Nur rund 10% waren Solofahrzeuge. Solche werden normalerweise für den Verteilerverkehr benutzt. Also Waren dorthin zu bringen wo kein Gleisanschluss besteht.
Von diesen Transitfahrten mit Sattelschleppern fuhren rund 60% von Italien nach Deutschland und vice versa. Der Hauptanteil an den transportierten Waren waren Nahrungs- und Genussmittel. Weitere 10% entfielen auf Holz sowie Holz-, Kork- und Flechtwaren (ohne Möbel), weitere 10% auf die Warengruppe „Metalle und Halbzeug daraus; Metallerzeugnisse (ohne Maschinen)“ hat mit ebenfalls knapp 10% den drittgrößten Anteil an den Gütertransporten.
Warum ich auf darauf komme? Ganz einfach, weil zur Zeit die
NEAT wieder in aller Munde ist und
der längste Eisenbahntunnel der Welt kurz vor seiner kommerziellen Eröffnung steht.
Ziel dieser Alpentransversale (Nord - Süd Achse) ist es ein Grossteil des alpenquerenden Güterverkehrs (siehe oben "Brenner") auf die Schiene zu bringen. Ein Mamut Projekt in das auch Deutschland involviert wurde. Stuttgart ist eine wichtige Drehscheibe im Zubringerdienst.
Ich denke die Geschichte um
Stuttgart21 ist jedem noch geläufig. Das Projekt wurde MASSIVST bekämpft. Aber Stuttgart war und ist eine Voraussetzung damit die NEAT, und damit die Verlagerung des Schwerverkehrs auf die Schiene, ein Erfolg werden kann. Das wurde auch mit entsprechenden Verträgen besiegelt.
Dies ist ein
Lehrbeispiel wie Massnahmen und Klimaschutzziele zu erreichen, bombardiert werden. Sobald es einem irgendwie persönlich betrifft steigt man wortwörtlich auf die Barrikaden. Denn selber sich zurücknehmen tut spürbar weh, wenn es der andere machen muss betrifft es einem ja nicht. Man will alles aber man ist nicht bereit etwas dafür zu geben. Oder man versteht nicht um was es geht.
Nicht mal 20K E-Fahrzeuge waren Ende 2015 in Deutschland zugelassen. Demgegenüber stehen über 44 Millionen Verbrenner! Das ist ein prozentualer Anteil am PKW Bestand in D mit einer führenden Null! Mit allem Respekt; Ist das alles was die vielgelobte deutsche Autowirtschaft leisten kann? Dabei ist nicht mal berücksichtigt wieviel von diesen 20K E-Fahrzeugen aus deutscher Produktion stammen. Denn Nissan ist mit dem Modell
Leaf der weltweit unbestrittene Marktführer im Bereich der E-Mobile. Die Wiki schreibt dazu: "Laut der Automotive Science Group ist der Nissan Leaf das Auto mit der besten ökologischen, sozialen und ökonomischen Gesamtbilanz aller 1400 in Nordamerika erhältlichen Fahrzeuge. Der Leaf ist zudem das Auto mit der besten CO₂-Bilanz auf Basis einer Lebenszyklusanalyse."
Nur hier bei uns auf der Strasse sehe ich täglich einige Teslas rumfahren. Aber ein Nissan Leaf ist mir noch nie aufgefallen. Obwohl ich mich darauf achte. Es macht deshalb wohl den Eindruck dass Tesla fahren kaum etwas mit Umweltschutz zu tun hat sondern viel mehr mit sozialen Prestige! Das gemäss meinen lokalen Beobachtungen.
Angesichts all dieser Dinge erscheint mir die Diskussion um E-Fahrzeuge in Deutschland zu einer Farce zu verkommen und erinnert an den antiken König
Sisyphos. Trotz aller List und Schlauheit hat er am Ende den Kürzeren gezogen.
Und NEIN, ich bin NICHT gegen E-Mobile! Ich finde die auch eine gute Sache. Nur das alleine löste kaum ein Problem. Die Dinge sind viel komplexer als manchem scheinen mag. E-Mobilität kann ein Instrument unter vielen sein. Aber wie Figura oben zeigt, scheinen (fast) alle Bemühungen die Klimaschutzziele zu erreichen, auf massiven Widerstand zu stossen. Und das von allen Seiten. Je nachdem wer dadurch einen vermeintlichen Nachteil in Kauf nehmen muss.