Nach erholsamer Nacht sind wir schon früh unterwegs. Schon kurz nach Sonnenaufgang haben wir über 30 Grad, trotzdem schmeckt allen wieder das deftige Frühstück entlang der Straße. Martin sieht auch schon wieder etwas erholt aus
Nächstes Ziel ist Grosny, die Hauptstadt der russischen Teilrepublik Tschetschenien. Das, was wir über diese Gegend im Vorfeld unserer Reise gelesen hatten flößte uns reichlich Respekt ein. "Westliche Touristen in der Gegend, da ist man bei den vielen zu erwarteten Straßenkontrollen leichte Beute der Militärs und man ist schneller seine Reisekasse los als man schauen kann" wurden wir gewarnt. "seid ihr verrückt? Bloß nicht durch Tschetschenien!!!" und ähnliche Tips konnte man im Internet lesen...nun gut, warten wir es ab.
Wie befürchtet ließ die erste Militärkontrolle nicht lange auf sich warten. Vier Motorräder, sowas wird natürlich sofort rausgewunken und wir mussten direkt mit zu deren Wach-Baracken fahren. 3 Polizisten kamen auf uns zu. Beim Blick in deren Gesichter sah ich mich schon direkt im Knast oder im besten Fall meine komplette Kohle loswerden...
Es wurden unsere Papiere verlang und neugierig die Mongos begutachtet. Und was jetzt kam hat uns alle echt überrascht: sie lachten uns an, klopften uns auf die Schulter und zogen alle ihre Smartphones aus den Taschen um ein Selfie mit uns zu machen. Mit allem haben wir ja gerechnet, aber mit sowas ganz bestimmt nicht
Mit unseren armseligen Mopeds passten wir wohl überhaupt nicht in ihr Beuteschema, ebenso sammelten wir dank Reinhards Russisch-Kenntnisse weitere Sympatiepunkte. Ob sie wohl auch so zur einer Horde aufgetakelter BMW GS-1200-Fahrer sind? Wir haben lieber nicht nachgefragt
(ob dann noch ein Heiratsantrag gekommen wäre habe ich lieber nicht abgewartet und wir sind nach einer kurzen Verabschiedung schnell weitergefahren
Wir kamen in den nächsten Stunden noch in weitere Kontrollen, alle liefen äußerst korrekt ab, nie war aber auch nur der Hauch von Korruption oder Schikane zu spüren!
Mittlerweile war es Mittag und das Thermometer kletterte auf über 43 Grad, so eine brutale Hitze habe ich noch nicht erlebt.Die Straßen waren gut und wir kamen gut vorran. Dann, nach einer größeren Bodenwelle, passiert es schon wieder: An Jannis Mongo ist die Kette gerissen!
Am Straßenrand wurde dann die 2. China-Kette montiert:
Mittlerweile war Janni total verunsichert und traute sich auch mit der neuen Kette kaum über 50 km/h zu fahren. Verständlich, wenn man erst kurz vorher einem mega Abflug durch das blockierende Hinterrad noch gerade eben so vermeiden konnte. Wir fuhren langsamer als gewohnt weiter, die Nerven waren bei allen ziemlich angespannt, die extreme Hitze tat ihr übriges dazu. Am Nachmittag kamen wir dann nach Grosny:
Wir hielten am erstbesten Supermarkt und suchten etwas Schatten. Ein kleines Eis tat allen jetzt gut und beruhigte etwas die Nerven:
Wir fuhren eine Hauptstraße entlang und hielten die Augen offen nach einem Mopedladen. Eigentlich wollten wir uns erst in der Türkei um eine neue Qualitätskette kümmern, aber wir mussten jetzt handeln...
Martin, der kann fahren und fotografieren gleichzeitig
Bingo! Nach kurzer Suche wurden wir bereits fündig und Martin konnte endlich sein JASO-MA-Öl kaufen und für Janni bekamen wir eine neue Kette, leider wieder nur China-Qualität:
Nicht nur die Kette war eine Fälschung, selbst das goldene M wird dort kopiert
Wir essen dort ein paar schnelle Burger und schauen dass wir noch bis zur Dunkelheit ein paar Kilometer schaffen. Mittlerweile sind bei uns allen die so tollen LED-Zubehör-Rücklichter kaputt und wir fahren hinten komplett dunkel. Auf einer Schnellstraße gibt es ewig keine Ausfahrt, es ist mittlerweile fast komplett dunkel und ich rechne jede Sekunde damit dass uns ein Autofahrer von hinten abräumt. In einer Baustellen-Umleitung fahren wir einfach quer über die Gegenfahrbahn und können so über einen Notausgang die Schnellstraße verlassen. Mir steht der Schweiß auf der Stirn und ich mache 3 Kreuzzeichen als wir endlich auf einem kleinen Stück Acker vor einer Fabrik die Zelte aufschlagen. Die gefahrenen 456 Kilometer heute waren schwer erarbeitet!