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Chilizucht

Verfasst: Mo 16. Sep 2013, 10:33
von Zephyroth
Ich bin dieses Frühjahr unverhofft zum Chilizüchter geworden. Letztes Jahr habe ich bei einer Geburtstagsfeier sehr scharfe (mir unbekannte) Sorten bekommen, die ich daheim dann fein säuberlichst ausgeputzt habe. Die Kerne hab' ich aufgehoben und im Februar angesetzt. Von 100 sind mir zwar nur 6 aufgegangen, aber immerhin. Die Pflänzchen wuchsen und gedien und vor etwa vier Wochen konnte ich die Sorte bestimmen: Bhut Jolokia! Eine gewisse Unsicherheit bleibt, nächstes Jahr weis ich mehr (da hab' ich nämlich gekaufte Jolokia-Samen).

Das Zeug ist sowas von höllisch scharf, das kann man mit Worten nicht beschreiben. Verarbeiten kann man diese Teufelsdinger nur, wenn man Latexhandschuhe trägt. Andernfalls ist eine nenneswerte Schärfe bis drei Tage danach unter den Fingernägeln feststellbar (trotz mehrmaligem Waschen). Und ja, ich hab' alles durch: Gereizte Augen, rinnende Nase (ist etwa so als würde jemand einen Bunsenbrenner ans Nasenloch halten). Malt euch selber aus was passierte als ich mein bestes Stück nach dem Pinkeln abgeschüttelt habe :oops:.

Nun, wie verarbeitet man so eine scharfe Chili? Als Frucht ist das Zeug ungenießbar. Im Internet hab' ich mich schlau gemacht und die Anweisung war, etwas zwei Chilis auf 100ml Honig. Das nimmt die Schärfe, unterstützt die fruchtige Note der Jolokias und macht sie so bis zu einem Jahr haltbar. Ich hab' dann noch rumexperimentiert und bin habe das Rezept wie folgt geändert:

2 Jolokias, fein gehackt
100ml Honig
10ml frisch gepreßter Zitronensaft
eine gute Prise Salz

Das ergibt eine süß-sauer-scharfe Sauce, von mir "Turbodiesel" getauft. Wobei das Zeug immer noch dazu taugt Straßenmarkierungen vom Asphalt zu lösen. Aber so ist's zumindest schon mal dosierbar.

Ein Freund von mir steht auf scharf. Er schwärmte immer vom "Höllenfeuer" einer selbst gebrauten Sauce, die er bei einem Curry-Wurst-Stand bekommt. Also hab' ich ihm ein Glas von meiner Chili-Sauce geschenkt. Dankbar hat er's mit freudigem Grinsen entgegengenommen und gemeint: "Gleich mal probieren, ob das Zeug wirklich scharf ist!" Sprach's und nahm einen halben Teelöffel davon in den Mund. Er kaute drauf rum, und meinte: "Na ja, na ja ...... Pause ....... Uiiiiiiii!!!!!!" Was folgte war ein Hechtsprung zum Kühlschrank wo dann das Milchpackerl sofort ex geleert wurde. Nachdem er wieder sprechen konnte, meinte er, dies ist "Höllenfeuer hoch zwei".

So, das erklärt auch warum ich das Zeugs "Turbodiesel" nenne. Es hat eine Ansprechverzögerung. Zuerst schmeckst du den Honig, dann das fruchtige Chiliaroma und dann setzt der Turbo ein, als gäb's kein Morgen mehr.... :laugh2:

Grüße,
Zeph

Re: Chilizucht

Verfasst: Mo 16. Sep 2013, 10:47
von Berti
Malt euch selber aus was passierte als ich mein bestes Stück nach dem Pinkeln abgeschüttelt habe .
Möchte man sich derartigen Toilettenkram ausmalen? :sick:

Re: Chilizucht

Verfasst: Mo 16. Sep 2013, 11:03
von Trabbelju
Ich züchte auch schon seit Jahren Chilli Pflanzen, eine vietnamesische Sorte. Die trockne ich nach der Ernte und dann werden sie verarbeitet:
- ein Teil der Ernte kommt in eine Chilli-Gewürzmühle
- ein anderer Teil kommt in gutes Olivenöl und erfreut dann zu Weihnachten andere Menschen

Chilli wird auch in der Notfallmedizin bei Herzproblemen eingesetzt.
Chilli regt den Kreislauf an. Menschen mit ewig kalten Füßen oder Händen kann mit Chilli geholfen werden.
Und wenn die Partnerin abends Chilli ißt, wird nachts zumindest kein kaltes Füßchen mehr unter die Bettdecke geschoben...

Ich habe auch noch Baum-Chillis. Diese Früchte muß ich zum Trocknen auseinander schneiden, sonst schimmeln die bei der Trocknung. Die sind auch höllisch scharf, sie kommen in meine Chillimühle.
Die Pflanzen sehen sehr dekorativ aus.
Aus den kräftigsten und schönsten Früchten sammele ich die Kerne, trockne sie und im nächsten Frühjahr ziehe ich mir wieder neue Pflanzen.
Die Setzlinge gebe ich auch gerne weiter, bei Kindern sind sie sehr beliebt, weil sie schnell Erfolgserlebnisse haben.

Re: Chilizucht

Verfasst: Mo 16. Sep 2013, 11:18
von Zephyroth
Wie trocknest du deine? Einfach an der Luft, oder im Backrohr, bei 50-70°C?

Leider ist meine Zukünftige sehr empfindlich auf "scharf". Die merkt 3 Tage später, mit welchem Messer ich die Chilis geschnitten habe ;)

Grüße,
Zeph

Re: Chilizucht

Verfasst: Mo 16. Sep 2013, 12:07
von Trabbelju
Die Früchte haben ja einen Stil. Mit Nadel und Faden ziehe ich die Früchte auf einen langen Faden. Ich steche durch den Stil und achte darauf, daß sich die Früchte nicht berühren. Die hänge ich dann an einem trockenen Ort auf. Die getrockneten Früchte werden buckelhart, die Kerne lassen sich leicht entnehmen und für die nächste Generation verwenden.

Ich empfehle dir, die verwendeten Messer gründlichst zu reinigen, das erspart Stress.
Ich habe mal Olivenöl mit Chilliöl beim Salat-Dressing verwechselt.
Heijeijei, die Dame wurde richtig aggressiv.
Mein Salat-Dressing mit Olivenöl ist seitdem nicht mehr so populär...

Auch der vietnamesische Chilli hat einen richtigen Nachbrenner, die Schärfe entwickelt sich etwas verzögert so richtig schön im Gaumen.

Meine Früchte sind rot, wenn sie reif sind.
Es gibt ja auch grüne Früchte.
Wenn du so ein grünes Exemplar ganz unter grüne Bohnen mischt, wird einer der Glückliche sein.
Das kommt genauso gut wie ein Berliner gefüllt mit scharfem Löwensenf.

Re: Chilizucht

Verfasst: Mo 16. Sep 2013, 12:43
von Zephyroth
Ist es vielleicht der Vietnamese Tearjerker?

Grüße,
Zeph