Andrais hat geschrieben:Aber ganz ehrlich: wenn mir jemand 1,7 Mio. € schenkt, dann würde ich davon max. 1 Wave kaufen. Und mit dem Rest wäre ich erstmal überfordert. :drunk2:
Dann lass ich einfach in Griechenland einbürgern. Dann hast du schon einmal dieses Problem gelöst.
Andrais hat geschrieben:Wir lästern alle über Amerika und deren Lobbyisten, die die ganze Politik dort steuern, aber werden selbst durch Lobbyisten gelenkt. Alles für die netten Banken - die würden nämlich ganz übel aussehen, wenn Griechenland kippt. Dann sollen das lieber die Bürger mit ihren Renteneinlagen und Steuern wieder in Ordnung bringen. Echt miese Nummer und keiner hält dagegen.
Amerika ist das Land der (fast) unbegrenzten Möglichkeiten aber auch der unbegrenzten Bigotterie!
Und bezüglich eurer Rentengelder, da bist du auf der ganz richtigen Spur. Nur muss ich dich leider etwas Enttäuschen, es kann alles noch viel viel schlimmer kommen als viele Kleinbürger denken.
Ich für meinen Teil habe (so Gott will) vorgesorgt. Ich habe das grosse Glück nicht in Europa bleiben zu müssen. Denn ich glaube ich könnte mir dass auch gar nicht mehr leisten. Denn ich gehörte mein Leben lang zur Arbeiterklasse, zum Proletariat. Da fühle ich mich wohl, da gehöre ich hin, da bin ich Zuhause und da werde ich sterben.
Ich freue mich auf den nicht mehr all zu fernen Moment wo ich dem Jahrmarkt der Eitelkeiten von der sonnigen und immer warem Tribüne aus zuschauen kann. Es lebt sich viel gemütlicher nicht mehr mittendrin sondern nur dabei zu sein, und nicht mehr in der ERSTEN Reihe sondern weit weg auf dem Balkon zu sitzen.
Und manchmal hilft es wenn man etwas nachdenkt. Denn viele Dinge sind erschreckend einfach.
Hier ein Satz aus der Internationalen: „Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun!“
Dazu möchte einen fast 100 jährigen Aufsatz ins Gedächnis rufen. Aktueller den je. Denn die Geschichten wiederholen sich immer und immer wieder. Schön für die die sich daran erinnern können:
An einen Bonzen
28. Mai 2012
von Theobald Tiger – (Kurt Tucholsky)
Einmal waren wir beide gleich.
Beide: Proleten im deutschen Kaiserreich.
Beide in derselben Luft,
beide in gleicher verschwitzter Kluft;
dieselbe Werkstatt – derselbe Lohn –
derselbe Meister – dieselbe Fron –
beide dasselbe elende Küchenloch …
Genosse, erinnerst du dich noch?
Aber du, Genosse, warst flinker als ich.
Dich drehen – das konntest du meisterlich.
Wir mußten leiden, ohne zu klagen,
aber du – du konntest es sagen.
Kanntest die Bücher und die Broschüren,
wußtest besser die Feder zu führen.
Treue um Treue – wir glaubten dir doch!
Genosse, erinnerst du dich noch?
Heute ist das alles vergangen.
Man kann nur durchs Vorzimmer zu dir gelangen.
Du rauchst nach Tisch die dicken Zigarren,
du lachst über Straßenhetzer und Narren.
Weißt nichts mehr von alten Kameraden,
wirst aber überall eingeladen.
Du zuckst die Achseln beim Hennessy
und vertrittst die deutsche Sozialdemokratie.
Du hast mit der Welt deinen frieden gemacht.
Hörst du nicht manchmal in dunkler Nacht
eine leise Stimme, die mahnend spricht:
»Genosse, schämst du dich nicht –?«
Die Weltbühne, 06.09.1923, Nr. 36, S. 248