Fahrschule, bzw. Prüfungsgeschichten können ja auch amüsant sein.
Damals, in den frühen 80iger, als ich nach den obligatorischen 2 Jahren mit der 125er die A Prüfung machen durfte hatte ich das erste und einzige Mal in meinen Leben ein Prüfungsproblem. Ich bin 3x hingegangen.
Nun, folgendes hat sich zugetragen. Ich war nie wirklich der vorsichtige Schleicher und Blümchenpflücker. Ich habe es immer und jedes Mal krachen lassen. Nur an der Prüfung wollte ich da natürlich extrem vorbildlich fahren und zeigen was ein rücksichtsvoller und vorausschauender Moppedfahrer ist. So fuhr ich, mit dem Prüfer auf der Rückbank sehr gemächlich und strikte seinen Aufforderungen folgenden (die Richtung wurde durch Tippen auf die Schulter angezeigt) so durch die Gegend. Immer in den Rückspiegel geschaut, immer bei Einmündungen und so Bremsbereitschaft erstellt und den Tacho immer im Blickfeld.
Als ich dann auf einen PP fahren musste um den Rückweg anzutreten musste ich links abbiegen und so den Gegenverkehr queren. Ich wollte warten bis eine entsprechend grosse Lücke links und rechts im Verkehrsfluss kam. Aber dem Prüfer hintendrauf verleidete es und er herrschte mich an doch endlich mal zu fahren. OK, gesagt getan. Wieder am Ausgangspunkt beim Amt angekommen meinte er dass ich da noch einiges an Routine brauche ich fahre viel zu Vorsichtig und unsicher!
Einerseits hat es mich natürlich extrem angeschiessen aber auf der anderen Seite musste ich mich extrem zusammenreissen nicht in einen ausschweifenden Lachkrampf zu verfallen! Zu dieser Zeit mir vorzuwerfen ich fahre zu vorsichtig und sei unsicher ist in etwas mit der Aussage zu vergleichen dass eine Pensionierte Prostituierte noch Jungfrau sein! Diese Begebenheit war noch viele male Anlass zur allgemeinen Erheiterung am Stammtisch.
OK, 2. Versuch. Diesmal mit einer von einem Kollegen geliehenen RD250LC. Ich hatte zum Prüfungstermin gerade kein eigenes Mopped. Abfahrt mit dem Prüfer hintendrauf. Und ich erinnerte mich an die Aussage des vorherigen Prüfers: "Zu vorsichtiges und unsicheres Fahren". Na gut, dann gebe ich mal etwas Gummi und fahre einen Zacken forscher. Unterwegs, bei einem Stopp an einen Rotlicht, fragte mich der nette Herr hintendrauf ob ich es eilig habe. Ich antwortet: Nein, ich habe die ganze Stunde für die Prüfung reserviert. So ging die Fahrt weiter. Ganz am Schluss, zur Anfahrt zum Amt geht es noch etwas den Berg rauf und oben an der Ampel muss man dann scharf links abbiegen in die Stichstrasse die zum Amt führt.
Ich fahre also mit meiner 250er den Berg rauf und wollte zum Amt zurück. Nun als ich kurz vor der Ampel war schaltete diese auf Orange. Ich dann, reflexartig, ein paar Gänge runtergeschaltet und am Kabel gezogen damit es noch reicht bevor Rot kommt. Bin ohne Fussrasten kratzen um die Kurve gekommen. Aber der Prüfer hintendrauf hat glaube ich fast in seinen Helm gekotzt. Denn anders konnte ich sein Geschrei und das wilde Gefuchtel seiner Hände und das unkoordiniert Hämmern auf meine Schultern nicht einordnen.
1 Minute später, als wir unten beim Amt auf dem PP standen stieg er ab, hatte einen hochroten Kopf und sagte wortwörtlich zu mir: "Ich hatte noch nie Angst hinten auf einem Motorrad, aber bei Ihnen ist mir fast das Herz stehengeblieben". Nun ja, es kam wie es kommen musste; Ich ging ein drittes Mal. Diesmal dachte ich mir ich miete mir am besten eine Vespa. Die ist unverdächtig und wirklich schnell fahren kann man damit auch nicht. So mietete ich mir eine 200er Vespa. Ein Stunde vor dem Termin habe ich sie abgeholt und habe etwas geübt mit so scheisskleinen Rädern zu fahren. Aber vor allem diese wirklich bekackte Handschaltung bekam ich nicht in den Griff!! Die Neutralstellung zu finden glich einen Lottosechser.
Nun stand zum dritten Mal beim Amt. Diesmal muss es klappen sonst bin ich den Lappen los. Also der Prüfer wieder hinten aufgeladen. Diesmal war es so ein 100 Kilo Koloss. So jedenfalls kam es mir vor. Die erste Übung war Anfahren am Berg. OMG, ich weiss noch genau, ich dachte jetzt brennt die Kupplung durch. Ich im 1. Gang, Kupplung langsam kommen lassen, immer mehr und mehr und diese Scheisskarre bewegte sich keinen Millimeter!!!! Ich wolle um keinen Preis den Motor abwürgen. Irgendwann war der Gott mir gnädige und diese scheiss lahme Ente setzte sich, und riesigen Krach, ganz sachte in Bewegung. Man, was habe ich geschwitzt. Danach gings weiter auf die Strasse. Man ist bei so einer Prüfung immer zu zweit. Der Prüfling mit dem Prüfer hintendrauf fährt vor der andere hinten an. Bei jedem Stopp habe ich Stossgebete in den Himmel geschickt dass es mit Grün solange dauert bis ich diesen verdammten 1. Gang gefunden habe.
Als dann der Prüfer den anderen Prüfling nach Hause geschickt hat (nicht bestanden), setzte sich der Koloss auf meine arme kleine Vespa. Man, ich kam kaum vom Fleck. Keine Ahnung wieviel Leistung die gehabt hat, aber viel mehr als ein oder zwei PS können es kaum gewesen sein. Und dann an jeder Ampel bei warten auf Grün immer ganz schön sachte und vorsichtig die Karre hin und her geschaukelt in der Hoffnung ich finden den 1. Gang zum Anfahren. Das klappte nicht immer. Teilweise musste ich schauen dass ich im 2. so gut wie möglich vom Acker kam. Aber am Schluss hatte ich es doch noch geschafft. Im 3. Anlauf!!! Ein absolutes Novum in meinen ganzen Leben. Sowohl im Verkehr als auch im Beruf. Denn ansonsten habe ich alle Prüfungen immer auf Anhieb geschafft.
Aber das gehört irgendwie dazu. Über was könnte man sich sonst heute erheitern wenn nicht über die Fehler und Missgeschicke der Vergangenheit