EN ROUTE MIT ROUTER
Verfasst: So 27. Okt 2019, 13:38
Liebe Gemeinde!
Dieses schöne Jahr hat mir schon viele tolle Touren beschert; aber die kleine Router war noch etwas zu kurz gekommen. Eigentlich sollte sie mich ja schon im Sommer durch die Ukraine bringen, aber aus Rücksichtnahme gegenüber meinen größer motorisierten Mitfahrern Martin und Harri hatte ich mich doch entschlossen, auf Methusaline, meine Uralt-Inno, zurückzugreifen, die diese Herausforderung erwartungsgemäß problemlos bewältigte.
Jetzt ist es aber Mitte Oktober, und ich habe noch einen Zwei-Wochen-Timeslot.
Also Router, wie wäre es mit einem Solo-Trip in die Alpen?
Das Moped kriegt noch eine neue Übersetzung; von unnötiger 428er Kette runtergebüchst auf 420 mit O-Ring-Kette. Fehlende Heizgriffe sollen mit Stulpen überspielt werden.
Das Wetter in Ostfriesland ist schon seit zwei Wochen kalt und grieselig-grau; in den Bergen erwarte ich nichts anderes...
Am Mittwoch, dem 16. packe ich viele warme Thermoklamotten und meinen dicken Winterschlafsack ein, schäle mich mit zwei Pullovern in meine A4-Kombi und starte Richtung Süden. Es sind 1300 km bis Graz, meinem südlichsten Ziel.
Die Rahmenbedingungen sind auch klar: Keine Autobahn, keine Kraftfahrzeugstraßen!
Der erste Nachmittag bringt mich nur 300 km bis HAMM, wo ich bei meinem Schwesterlein ein Nachtlager beziehe. Die Strecke ist nasskalt, und ein um diese Jahreszeit vollkommen ungewöhnlicher Südwind bläst mir stark und beständig genau auf die Nase.
Schon bald merke ich, daß ich es bei der Verlängerung der Übersetzung zu sehr übertrieben habe.
Das 14er Ritzel, das sich vor drei Tagen ohne Gepäck, ohne Stulpen und in dünner Sommerjacke noch so passend anfühlte, ist jetzt eindeutig zu lang. Statt entspannt mit Halbgas zu summen, muß ich den Hahn voll spannen, um auf Tempo zu bleiben, und jede Ministeigung zwingt mich sofort zum Herunterschalten. Ich wollte eigentlich sicherheitshalber ein 13er mitnehmen, aber das habe ich in der Aufbruchshektik natürlich vergessen. Dummes Ich…
Meine Schwester muß am nächsten Morgen schon um 5 Uhr zur Arbeit; und auch ich nutze die Gelegenheit, früh loszukommen. Bevor die ersten Dosenfahrer aufwachen, bin ich schon weit ins Sauerland vorgestoßen. Es nieselt ein bißchen, und der Wind bläst leider immer noch, aber bereits um 15 Uhr erreiche ich meine Tagesziel BAMBERG. Hier reißt der Himmel nachmittags auf, es wird schlagartig warm. Nachdem ich mein Zelt auf meinem Lieblingscampingplatz aufgestellt habe, fahre ich in T-Shirt und Schlappen in die Innenstadt und laß den Touri raushängen. Spaziergang am Fluß inmitten der chinesischen Mädels, Rauchbier und Gischtplättle. Das Leben kann so schön sein… Abends bin ich vollgefressen und früh in den Schlafsack gekippt, dafür bin ich schon wieder um 5 Uhr wach. Leise schiebe ich mein Moped vom Platz und tuckere schon bald weiter. Es ist schon wieder grieselig grau und kühl, und der Südwind bleibt mir erhalten. Na ja, denke ich mir, wenn er auf dem Rückweg auch so bläst, spanne ich mir ein Segel auf und komme mit Nullverbrauch nach Hause…
Unterwegs sehe ich bei Wackersdorf eine imposante Riesenkugel, die wahrscheinlich eine Aussichtsmöglichkeit bietet. Nächstes Jahr mal, bei besserem Wetter. Gegen 13 Uhr verlasse ich unser schönes Deutschland und stoße ins fast noch schönere Österreich vor. Über Wels und Liezen geht es Richtung Graz. Das liegt allerdings auf der Alpensüdseite, und so stehen mir noch einige imposante Passteigungen bevor. Die lange Übersetzung zwingt mich einige Male bis in den ersten Gang runter. Eigene Dummheit… Auf den letzten Steigungen vor meinem Ziel machen sich unangenehm starke Vibrationen in höheren Drehzahlen bemerkbar. Es rasselt so laut, daß ich freiwillig nicht über 6000 U/min drehe. Hmm, sehr komisch. Nun, bergab läuft sie ruhig und leise, und um 19 Uhr komme ich bei meinen Freunden Jörg und Karin an, die mich schon mit einer heißen Suppe erwarten. Alles gutgegangen. Das waren heute 645 km in 14 Stunden. Einschließlich Alpenquerung. Geht doch!
Der Samstag ist Ruhetag. Ausschlafen, gut frühstücken, mit meinen Freunden quatschen, die ich schon wieder zwei Jahre nicht gesehen hatte, neue Mopedbasteleien bestaunen. Es ist Kaiserwetter.
Wolkenloser Himmel und bestimmt 24°C. Zum Spaß am Nachmittag einen Routerservice gemacht, und dabei festgestellt, daß beide Motorbefestigungsschrauben völlig lose waren… Aha, daher also das Gerassel…
Am Sonntag mittag ausgeruht, vollgefressen und mit einem Jahresvorrat Kernöl ausgestattet, starte ich zu meiner Österreichquerung rechts-links. Die Vibrationen sind weg, der Südwind kann nicht mehr so stören, und ich komme problemlos bis Schladming, wo ich einen schönen Nachtplatz im Schatten einer 300 Jahre alten Scheune finde. Am Montag morgen knallt die Sonne schon wieder von einem wolkenlosen Himmel, und ich köchele beim Fahren in meinem Winteranzug leise vor mich hin. Einfach traumhaft. Berge, bunte Wälder, blauer Himmel. Klimaaufschwung, I‘m loving it. Der Gerlospaß bringt mich noch einmal in den ersten Gang; aber die Gegend ist es wert. Abends quere ich wieder die Grenze und nächtige am Walchensee. Auch am nächsten Morgen ist es hier wieder traumhaft; aber das hält nicht lange an. Kaum bin ich zum Kochelsee heruntergeturnt, verschwindet alles in einer dichten Nebelsuppe. Also lege ich zum Abschied noch eine Extrarunde Österreich ein und fahre westwärts über Kloster Ettal zum Plansee.
Danach geht es aber endgültig zurück ins neblige Deutschland. Ich fahre über Kaufbeuren und Krumbach und treffe abends bei unserem Kollegen Done ein, mit dem ich einen äußerst kurzweiligen Abend in einem tollen Irish Pub verbringe. Nochmal Danke dafür! Am Mittwoch morgen läßt er es sich nicht nehmen, mir mit seiner Jayne noch den Weg aus dem Sendener Straßengewirr um Ulm hinaus zu zeigen. Ich summe entspannt weiter Richtung Norden; zwar bei mäßigem Wetter, aber mit dem Wind im Rücken. Haha, so läuft das!
Abends besuche ich meine Freundin Martina im Zentrum von FFM. Wir sitzen in ihrer penibel aufgeräumten Motorradwerkstatt und bestaunen ihre neue Enfield Himalayan; das erste neue Motorrad nach 30 Jahren Offroadkarriere auf XT500… Ein weiterer kurzer Fahrtag soll mich nur zurück nach HAMM bringen. Aber schon am Mittag, so auf Höhe von Siegen, werden meine Pläne kurzzeitig durchkreuzt. Es ruckt ein paarmal, die Leistung geht weg, und ehe ich mich versehe, stehe ich mit abgestorbenem Motor dumm auf einem kleinen Parkplatz rum. Was soll das denn jetzt? Orgeln: MIMIMIMIMI…. Nichts. Kicken. Nichts.
Nun, denke ich mir, es ist noch früh, das Wetter ist gut, also bastelst Du halt mal ein bißchen.
Sprit: läuft.
Kerze raus: Nun kriege ich aber wirklich große Augen! So einen Kerzenzustand habe ich in meinem Leben noch nie gesehen… Daß da kein Funke mehr durchdringt, ist verständlich.
Da ich keine neue habe, schabe ich den ganzen Grus mit dem Messer weg, bis das ganze wieder wie eine Zündkerze aussieht.
Die Kerze kurz an Masse gehalten: Okay, funkt wieder.
Nur Anspringen will die Kiste nicht. Und Kompression hat sie auch gar keine mehr…
Jetzt werde ich aber doch nachdenklich. Muß ich etwa den nahegelegenen Kollegen Böcki um Hilfe bitten?
Nun, es ist immer noch früh und immer noch gutes Wetter; also setze ich mich seufzend vor das Moped und reiße ‚mal eben‘ den Zylinderkopf runter. Auch alles total vergrust. Um Gottes Willen! Nach einer halben Stunde Schaben und Ventile drehen hält der Zylinderkopf zumindest wieder eine Benzinfüllung dicht.
Also alles wieder zurückgebaut. Nein, Steuerzeiten nicht irgendwie einstellen, Steuerzeiten richtig!
Ich habe Gelegenheit, darüber nachzudenken, daß nicht irgendwelche Murksschlüssel ins Bordwerkzeug gehören, sondern das Beste vom Besten!
Dann ist alles wieder drauf und dran, der Motor dreht frei und springt nach kurzer Zeit auch wieder an. Hmmm.
Zwanzig Kilometer gefahren, angehalten: Kompression ist wieder voll da. Nun denn…
Die letzten 150 km ohne weitere Vorkommnisse.
Beim Kollegen Friedhelm auf der Couch übernachtet. Die kenne ich schon, da schläft man gut.
Am nächsten Morgen noch kurz eine Testfahrt auf seiner Wave gemacht, wo er störende Geräusche gehört haben will: Ohne Befund, läuft wie Schmitts Katze.
Nun aber wieder auf die Router. Der Südwind hat mir die Treue gehalten und schiebt mich jetzt gewaltig vorwärts. Mit Drittelgas komme ich zügig voran und bin am Spätnachmittag wieder auf dem heimischen Hof. Alles klar dort, nur der Rasen ist wieder 10 Tage gewachsen. Robby! An die Arbeit!
Fazit: 9 Fahrtage, 1 Erholungstag, 3005 km, Verbrauch Hinweg 2,4l, Verbrauch Rückweg 1,9l.
Fahrtschnitt überland: 50 km/h. Ölverbrauch 0,2l/1000km.
Und die Moral von der Gschicht: Geht auch alles mit einem billigen polnischen Chinamoped. Man muß nur wollen. Und können…
LGR
PS: Nach ausführlicher Diskussion mit Leuten, die es wissen müßten, spreche ich die Router von der Schuld für den ungeplanten Stop frei. Das waren keine ‚normalen‘ Verbrennungsrückstände, sondern eher verbrannter Kalk aus Wasser im Benzin. Jetzt weiß ich auch, warum die Österreicher ihren Sprit so billig verkaufen können. Ich denke, ich werde vorsichtshalber einen Filter nachrüsten.
Dieses schöne Jahr hat mir schon viele tolle Touren beschert; aber die kleine Router war noch etwas zu kurz gekommen. Eigentlich sollte sie mich ja schon im Sommer durch die Ukraine bringen, aber aus Rücksichtnahme gegenüber meinen größer motorisierten Mitfahrern Martin und Harri hatte ich mich doch entschlossen, auf Methusaline, meine Uralt-Inno, zurückzugreifen, die diese Herausforderung erwartungsgemäß problemlos bewältigte.
Jetzt ist es aber Mitte Oktober, und ich habe noch einen Zwei-Wochen-Timeslot.
Also Router, wie wäre es mit einem Solo-Trip in die Alpen?
Das Moped kriegt noch eine neue Übersetzung; von unnötiger 428er Kette runtergebüchst auf 420 mit O-Ring-Kette. Fehlende Heizgriffe sollen mit Stulpen überspielt werden.
Das Wetter in Ostfriesland ist schon seit zwei Wochen kalt und grieselig-grau; in den Bergen erwarte ich nichts anderes...
Am Mittwoch, dem 16. packe ich viele warme Thermoklamotten und meinen dicken Winterschlafsack ein, schäle mich mit zwei Pullovern in meine A4-Kombi und starte Richtung Süden. Es sind 1300 km bis Graz, meinem südlichsten Ziel.
Die Rahmenbedingungen sind auch klar: Keine Autobahn, keine Kraftfahrzeugstraßen!
Der erste Nachmittag bringt mich nur 300 km bis HAMM, wo ich bei meinem Schwesterlein ein Nachtlager beziehe. Die Strecke ist nasskalt, und ein um diese Jahreszeit vollkommen ungewöhnlicher Südwind bläst mir stark und beständig genau auf die Nase.
Schon bald merke ich, daß ich es bei der Verlängerung der Übersetzung zu sehr übertrieben habe.
Das 14er Ritzel, das sich vor drei Tagen ohne Gepäck, ohne Stulpen und in dünner Sommerjacke noch so passend anfühlte, ist jetzt eindeutig zu lang. Statt entspannt mit Halbgas zu summen, muß ich den Hahn voll spannen, um auf Tempo zu bleiben, und jede Ministeigung zwingt mich sofort zum Herunterschalten. Ich wollte eigentlich sicherheitshalber ein 13er mitnehmen, aber das habe ich in der Aufbruchshektik natürlich vergessen. Dummes Ich…
Meine Schwester muß am nächsten Morgen schon um 5 Uhr zur Arbeit; und auch ich nutze die Gelegenheit, früh loszukommen. Bevor die ersten Dosenfahrer aufwachen, bin ich schon weit ins Sauerland vorgestoßen. Es nieselt ein bißchen, und der Wind bläst leider immer noch, aber bereits um 15 Uhr erreiche ich meine Tagesziel BAMBERG. Hier reißt der Himmel nachmittags auf, es wird schlagartig warm. Nachdem ich mein Zelt auf meinem Lieblingscampingplatz aufgestellt habe, fahre ich in T-Shirt und Schlappen in die Innenstadt und laß den Touri raushängen. Spaziergang am Fluß inmitten der chinesischen Mädels, Rauchbier und Gischtplättle. Das Leben kann so schön sein… Abends bin ich vollgefressen und früh in den Schlafsack gekippt, dafür bin ich schon wieder um 5 Uhr wach. Leise schiebe ich mein Moped vom Platz und tuckere schon bald weiter. Es ist schon wieder grieselig grau und kühl, und der Südwind bleibt mir erhalten. Na ja, denke ich mir, wenn er auf dem Rückweg auch so bläst, spanne ich mir ein Segel auf und komme mit Nullverbrauch nach Hause…
Unterwegs sehe ich bei Wackersdorf eine imposante Riesenkugel, die wahrscheinlich eine Aussichtsmöglichkeit bietet. Nächstes Jahr mal, bei besserem Wetter. Gegen 13 Uhr verlasse ich unser schönes Deutschland und stoße ins fast noch schönere Österreich vor. Über Wels und Liezen geht es Richtung Graz. Das liegt allerdings auf der Alpensüdseite, und so stehen mir noch einige imposante Passteigungen bevor. Die lange Übersetzung zwingt mich einige Male bis in den ersten Gang runter. Eigene Dummheit… Auf den letzten Steigungen vor meinem Ziel machen sich unangenehm starke Vibrationen in höheren Drehzahlen bemerkbar. Es rasselt so laut, daß ich freiwillig nicht über 6000 U/min drehe. Hmm, sehr komisch. Nun, bergab läuft sie ruhig und leise, und um 19 Uhr komme ich bei meinen Freunden Jörg und Karin an, die mich schon mit einer heißen Suppe erwarten. Alles gutgegangen. Das waren heute 645 km in 14 Stunden. Einschließlich Alpenquerung. Geht doch!
Der Samstag ist Ruhetag. Ausschlafen, gut frühstücken, mit meinen Freunden quatschen, die ich schon wieder zwei Jahre nicht gesehen hatte, neue Mopedbasteleien bestaunen. Es ist Kaiserwetter.
Wolkenloser Himmel und bestimmt 24°C. Zum Spaß am Nachmittag einen Routerservice gemacht, und dabei festgestellt, daß beide Motorbefestigungsschrauben völlig lose waren… Aha, daher also das Gerassel…
Am Sonntag mittag ausgeruht, vollgefressen und mit einem Jahresvorrat Kernöl ausgestattet, starte ich zu meiner Österreichquerung rechts-links. Die Vibrationen sind weg, der Südwind kann nicht mehr so stören, und ich komme problemlos bis Schladming, wo ich einen schönen Nachtplatz im Schatten einer 300 Jahre alten Scheune finde. Am Montag morgen knallt die Sonne schon wieder von einem wolkenlosen Himmel, und ich köchele beim Fahren in meinem Winteranzug leise vor mich hin. Einfach traumhaft. Berge, bunte Wälder, blauer Himmel. Klimaaufschwung, I‘m loving it. Der Gerlospaß bringt mich noch einmal in den ersten Gang; aber die Gegend ist es wert. Abends quere ich wieder die Grenze und nächtige am Walchensee. Auch am nächsten Morgen ist es hier wieder traumhaft; aber das hält nicht lange an. Kaum bin ich zum Kochelsee heruntergeturnt, verschwindet alles in einer dichten Nebelsuppe. Also lege ich zum Abschied noch eine Extrarunde Österreich ein und fahre westwärts über Kloster Ettal zum Plansee.
Danach geht es aber endgültig zurück ins neblige Deutschland. Ich fahre über Kaufbeuren und Krumbach und treffe abends bei unserem Kollegen Done ein, mit dem ich einen äußerst kurzweiligen Abend in einem tollen Irish Pub verbringe. Nochmal Danke dafür! Am Mittwoch morgen läßt er es sich nicht nehmen, mir mit seiner Jayne noch den Weg aus dem Sendener Straßengewirr um Ulm hinaus zu zeigen. Ich summe entspannt weiter Richtung Norden; zwar bei mäßigem Wetter, aber mit dem Wind im Rücken. Haha, so läuft das!
Abends besuche ich meine Freundin Martina im Zentrum von FFM. Wir sitzen in ihrer penibel aufgeräumten Motorradwerkstatt und bestaunen ihre neue Enfield Himalayan; das erste neue Motorrad nach 30 Jahren Offroadkarriere auf XT500… Ein weiterer kurzer Fahrtag soll mich nur zurück nach HAMM bringen. Aber schon am Mittag, so auf Höhe von Siegen, werden meine Pläne kurzzeitig durchkreuzt. Es ruckt ein paarmal, die Leistung geht weg, und ehe ich mich versehe, stehe ich mit abgestorbenem Motor dumm auf einem kleinen Parkplatz rum. Was soll das denn jetzt? Orgeln: MIMIMIMIMI…. Nichts. Kicken. Nichts.
Nun, denke ich mir, es ist noch früh, das Wetter ist gut, also bastelst Du halt mal ein bißchen.
Sprit: läuft.
Kerze raus: Nun kriege ich aber wirklich große Augen! So einen Kerzenzustand habe ich in meinem Leben noch nie gesehen… Daß da kein Funke mehr durchdringt, ist verständlich.
Da ich keine neue habe, schabe ich den ganzen Grus mit dem Messer weg, bis das ganze wieder wie eine Zündkerze aussieht.
Die Kerze kurz an Masse gehalten: Okay, funkt wieder.
Nur Anspringen will die Kiste nicht. Und Kompression hat sie auch gar keine mehr…
Jetzt werde ich aber doch nachdenklich. Muß ich etwa den nahegelegenen Kollegen Böcki um Hilfe bitten?
Nun, es ist immer noch früh und immer noch gutes Wetter; also setze ich mich seufzend vor das Moped und reiße ‚mal eben‘ den Zylinderkopf runter. Auch alles total vergrust. Um Gottes Willen! Nach einer halben Stunde Schaben und Ventile drehen hält der Zylinderkopf zumindest wieder eine Benzinfüllung dicht.
Also alles wieder zurückgebaut. Nein, Steuerzeiten nicht irgendwie einstellen, Steuerzeiten richtig!
Ich habe Gelegenheit, darüber nachzudenken, daß nicht irgendwelche Murksschlüssel ins Bordwerkzeug gehören, sondern das Beste vom Besten!
Dann ist alles wieder drauf und dran, der Motor dreht frei und springt nach kurzer Zeit auch wieder an. Hmmm.
Zwanzig Kilometer gefahren, angehalten: Kompression ist wieder voll da. Nun denn…
Die letzten 150 km ohne weitere Vorkommnisse.
Beim Kollegen Friedhelm auf der Couch übernachtet. Die kenne ich schon, da schläft man gut.
Am nächsten Morgen noch kurz eine Testfahrt auf seiner Wave gemacht, wo er störende Geräusche gehört haben will: Ohne Befund, läuft wie Schmitts Katze.
Nun aber wieder auf die Router. Der Südwind hat mir die Treue gehalten und schiebt mich jetzt gewaltig vorwärts. Mit Drittelgas komme ich zügig voran und bin am Spätnachmittag wieder auf dem heimischen Hof. Alles klar dort, nur der Rasen ist wieder 10 Tage gewachsen. Robby! An die Arbeit!
Fazit: 9 Fahrtage, 1 Erholungstag, 3005 km, Verbrauch Hinweg 2,4l, Verbrauch Rückweg 1,9l.
Fahrtschnitt überland: 50 km/h. Ölverbrauch 0,2l/1000km.
Und die Moral von der Gschicht: Geht auch alles mit einem billigen polnischen Chinamoped. Man muß nur wollen. Und können…
LGR
PS: Nach ausführlicher Diskussion mit Leuten, die es wissen müßten, spreche ich die Router von der Schuld für den ungeplanten Stop frei. Das waren keine ‚normalen‘ Verbrennungsrückstände, sondern eher verbrannter Kalk aus Wasser im Benzin. Jetzt weiß ich auch, warum die Österreicher ihren Sprit so billig verkaufen können. Ich denke, ich werde vorsichtshalber einen Filter nachrüsten.