Hatte einen super Kurzurlaub. Ich war wie gesagt mit drei Gleichgesinnten unterwegs. Montag früh ging es von Bremen nach Heraklion. Der Taxifahrer, der uns mit seiner Limousine vom kretanischen Flughafen nach Matala brachte, nahm ein großes Spanngummi um mit seiner Kofferraumklappe die vier großen Koffer im gleichnamigen Raum zu fixieren. Ein Kombi wäre hierzulande Standard gewesen. Greek Style eben.
Mittags haben wir gleich die vier Honda CRF 250 L vom örtlichen Vermieter in Empfang genommen.
155 Tacken für 5 Tage. Später merkte ich, auf der Rechnung und der Quittung standen allerdings nur 77,50 € .Genau die Hälfte. Von irgend was möchte der Vermieter ja schließlich auch leben und den griechischen Fiskus zahlt der deutsche Steuerzahler. Greek Style.
Dann wurden die Personalausweise einbehalten, was wir auch nicht so lustig fanden, "machen aber alle so und es gab noch nie Probleme damit", sagte die perfekt deutsch sprechende Mitarbeiterin; gab es auch nicht. Das Bordwerkzeug fehlte bei allen vier Maschinen, hat der "Mechaniker" angeblich an sich genommen. Schließlich gab es eine kurze obligatorische Einweisung und los gings.
2 Maschinen hatten 9 tkm und die anderen beiden etwas über 20 tkm auf der Uhr, das Bj. blieb unbekannt, aber sie haben alle schon eine Reihe von Individualisierungen in Form von diversen Schrammen, lockeren Blinkern, abgebogenen oder erneuerten Kupplunghebeln oder atypischen Rückspiegeln erfahren. Die Ketten waren durch die Bank ungepflegt, bei einem Moped machte die Kette z.T. mehr Geräusche als der Motor, sodass das Mitleid Jörg übermannte und er an der nächsten Tanke das Geld für eine Spraydose opferte, die dafür geeignet erschien die Kette wieder geschmeidig zu machen.
Nach der Behandlung stimmte die Akustik und man hörte den Motor wieder. Am liebsten hätten wir die kette ein wenig gespannt, aber ohne Bordwerkzeug bekommst du halt die Butter nicht aufs Brot.
Die Maschinen selbst haben Spaß gemacht, für Kretas z.t. schlechte Strassen bestens geeignet und für Schotterpisten sowieso.
Der Verbrauch lag bei ca. 3 Litern auf 100, was ich sehr erstaunlich fand, das deckte sich fast mit unserer Tagesration "Mythos".
Bei einer Maschine bemerkten wir einen dicken Öfleck am Rahmenunterzug, wie sich am Ölschauglas zeigte, stimmte die Füllhöhe nur wenn das Moped gekippt war, stand es gerade war vor lauter Öl keine Luftblase mehr zu sehen.
Die Tavernenwirte füllen ihre Gäste ja auch gerne etwas über den Durst ab; Greek Styl des Öl Auffüllens eben.
Der Fleck am Unterzug wurde fein säuberlich entfernt, und wie erwartet war er nach der nächsten Tour wieder da; ich denke die kretanischen Ziegenhirten behandeln ihre Tiere besser, zumindest haben sie sie immer fürsorglich über die Strassen begleitet. Ob dieses Moped seinen Besitzer ins nächste Jahr begleiten wird ist fraglich. Nach den Ableben einer Ziege wird wenigstens ein leckeres Essen daraus, welches übrigens überall gut und günstig war. Aufpassen sollte man vielleicht bei Fischgerichten, die nach kg Fisch berechnet werden. 48 € in einem Fall. Und bei Getränken die nicht auf der Speisekarte stehen, da langt Georgios auch schon mal zu und verlangt für eine Büchse Guiness 8 €. Die Speisen die wir hatten waren aber durch die Bank super lecker.
Abgestiegen sind wir da wo sich in den 60 ern (?) auch die Hippies sehr wohl gefühlt haben - in Matala. Dort wird der Flower Power Kult mit Peace Zeichen und anderen typischen Symbolen dieser Zeit am Leben gehalten.
Entsprechende leibhaftige überlebende Dinosaurier dieser Zeit sind nicht nur tagsüber an jeder Ecke zu finden, und abends brauchst du die langhaarigen Urgesteine, die sich bestenfalls am Todestag von Janis Joplin (übermorgen übrigens) den Bart rasieren - aber auch nur in einem Schaltjahr- , noch nicht mal suchen.
Einmal gab es wirklich geile Live Musik in eine der vielen Kneipen, worauf sich nicht nur die Hippie Gemeinde ringsherum versammelte, sondern sich auch bald ein starker Geruch, den ein Verkehrspolizist bei mir als Dosenfahrer bei einer Kontrolle nicht hätte wahrnehmen dürfen.
Und jetzt zu den U - Bones . Da kann man mehrere Doktor Arbeit drüber schreiben, nur soviel: es gibt sie überall, in rauen Mengen, von Honda , Yamaha, Suzuki und sogar einige von Kawa, sowie alle möglichen Derivate und zwar in jedem Zustand, in jedem Alter misshandelte und chic getunte, als landwirtschaftliches Nutzfahrzeug sowie als Ausdruck der pubertierende Dorfjugend seinen Hormonspiegel der doppel X Chromosomen Fraktion akustisch, optisch und darstellerisch klar zu machen.
Allen gleich ist aber die Wertschätzung, die diese Fahrzeuge erfahren. Aus erster Hand habe ich das zwar nur vom Taxifahrer und und dem Vermieter meines Zimmers die beide eine CUB haben, erkennen kann man das aber auch daran, das wenn man ein
altes Zweirad fahren sieht, ist es in den meisten Fällen eine Super Cub. Ein Greek Style den ich wirklich liebe.
In den 5 Tagen bin ich gut 800 km alle verschiedenen Strassentypen gefahren. Von der Autobahn bis zu den "undecayed roads " die in der Landkarte, die es vom örtlichen Zweiradvermieter kostenlos dazu gab, braun eingezeichnet waren. Strecken für grobe Stollen, lange Federwege und nicht all zuviel Gewicht, die an steilen Berghängen verlaufen, häufig bei mir ein leichtes Schwindelgefühl auslösten und manchmal das Warten auf die Antwort auf die Frage, ob es einen Gott gibt, durch fehlende Abgrenzung hätte verkürzen können - ist aber gut gegangen - wie ihr seht.
Vielleicht könnt ihr es euch denken oder ich hätte es nicht erwähnen brauchen, aber Kreta ist ein absolutes El Dorado für Mopedfahrer im allgemeinen und für Enduros im besonderen, wunderbare Landschaften, schönste, unendliche Serpentinen, die auf der anderen Bergseite zu malerischen Buchten mit z.T. touristisch noch nicht erschlossenen Stränden mit einladenden Tavernen führen.
Ortsdurchfahrten, teilweise so eng,das man glaubt man überfahre die Terrassen der dicht aneinander stehenden kleiner Häuser, das es mir schon fast peinlich war auf diese Art in die Privatsphäre der Dorfbewohner einzudringen.
Ich auf den Landstrassen
zigKilometer gefahren ohne dass mir eine Dose entgegen kam, ich bin durch sehr viele Orte gefahren ohne auch nur einen Menschen dort zu sehen, und manchmal lag da noch nicht mal eine Katze auf dem Bürgersteig (wenn es denn einen gab) - war fast schon ein wenig unheimlich.
Ein Navi hatten wir nicht, war auch gut so, denn sonst hätten wir die vielen Seitenstraßen, nicht geplante Ortsdurchfahrten und so manche sehenswerten Wege, die in einer der unzähligen Olivenbaum Plantagen endeten, nicht entdeckt. (Und manchmal sind wir einfach mittendurch gefahren)
Hätte Kolumbus dahin gefunden, wo er hinwollte, hätten wir jetzt schließlich auch kein Mac Donalds. Verfahren machte Spaß auf Kreta.
Kreta,ich komme wieder, wohl aber dann mit Frau und Kindern. Dann gibt es keinen 5 tägigen Platjenwerber Jungs Turn, sondern nur einen Tag auf einer geliehenen Super Cub, Greek Style eben.

- ist vielleicht auch schon einmal rum