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Mit der Inno nach Wacken und Frankreich

Verfasst: Fr 27. Aug 2010, 03:34
von student
Tja, wenn man keine Kamera (und kein Fotohandy) hat, da man eigentlich nichts besonderes vor hatte ...
... dann raecht sich das ...
... und zwar so, dass ich mir fast ein Loch in den Bauch aergere ...
... aber mal der Reihe nach:

Eigentlich war nur geplant vom Sauerland nach Wacken zu fahren und wieder zurueck (ca. 1000km) und dann nach Bordeaux und wieder zurueck (2200km). Das Ganze ueber die Autobahn – sollte also nichts Spektakulaeres werden – eben nur laengere Autobahntouren.

Die Fahrt nach Wacken und wieder zurueck war auch unspektakulaer, lediglich auf der Rueckfahrt bin ich in einen richtig dicken Regenguss reingekommen, so dass ich mich unter einer Autobahnbruecke unterstellen musste. So nach und nach gesellten sich immer mehr Motorradfahrer dazu, bis wir schliesslich 9 Moppeds waren – die Inno war natuerlich die kleinste!

Auch die Fahrt an den naechsten beiden Tagen nach Bordeaux (eine Nacht in Meaux bei Paris uebernachtet) war unspektakulaer, lediglich ein Moppedfahrer aus Bochum war auf der Faehre von Royan nach Le Verdon-sur Mer erstaunt, dass ich min einer 125er auf der Faehre war.

Eigentlich war dann nur noch die Rueckfahrt in gleicher Manier geplant, und das waere es dann gewesen ... ja eigentlich ...

Gegen Urlaubsende habe ich dann aber ueberlegt die Rueckreise anstatt in nur zwei Tagen dann doch in vier Tagen zu absolvieren und dabei einen kleinen Umweg ueber die Pyrenaeen zu machen – das liegt ja quasi auf dem Weg – Carcassonne und das Viduct von Millau wollte ich auch mal sehen ...

Also am Donnerstag Morgen von Bordeaux aus ueber die N10/D947 ueber Dax, Orthez, weiter ueber D817, D933 nach St-ean-le-Vieux. Dort begann dann der „Einstieg“ in die Pyrenaeen. Mit begrenzt gutem Wetter (bedeckt und ab und zu einige wenige Nieseltroepfchen) ging es dann auf meine erste Passfahrt, ueber die D18/D19 auf den Col de Bagargui (1327m). Bei der Auffahrt meine erste Ueberraschung: haeufig laufen Pferde, Rinder und Schafe ueber die Strasse und deren Hinterlassenschaften auf der Fahrbahn sind fahrtechnisch ebenfalls zu beachten.
Weiter ging es ueber D26/D918 (Lanne, Arette,Issor, Escot) rauf auf den Col de Marie-Blanque (1035m) und dann nach Bielle und dann nach Pau zwecks Uebernachtung.
Die Paesse an diesem Tag waren sehr, sehr wenig befahren, evtl. weil die unbekannter sind oder weil das Wetter nicht so toll war.

Am naechsten Tag (Freitag) sollte richtig super werden und ich mich immer mehr ob des Fehlens eines Fotoapparates aergern:
Von Pau aus ging es bei Kaiserwetter ueber Bielle und Laruns auf den Col d'Aubisque (D918, 1709m). Dort war dann schon mehr los. Sehr viele frei laufende Pferde, vor denen einige Damen in ihrem Wohnmobil Angst hatten, die aber eigentlich ganz lustig waren. Dort traf ich auch einen netten BMW Fahrer mit seiner 650er, der aber aufgrund eines klemmenden Gaszuges leider erst mal eine Schrauberpause einlegen musste.
Weiter ging es ueber den Col du Soulour (1474m) zu dem „Koenigspass“: dem Col du Tourmalet (2115m). Dort war extrem viel Verkehr, insbesondere viele Radfahrer wollten sich die Original Tour de France Strapazen antun. Bei herrlichem Wetter und Fernsicht wurde erst mal Pause gemacht. Das ist schon beeindruckend, wenn man auf ueber 200m sitzt und doch noch zu hoeher gelegenen Gipfeln schauen kann. Bei der Abfahrt gingen mir dann die Fernsehbilder der Tour de France durch den Kopf – so wie die da runterrasen – die muessen schon leicht mit dem Leben abgeschlossen haben ...
Weiter ging es zum Col d'Aspin (1489m). Oben angekommen glaubte ich auch hier derjenige mit dem kleinsten Hubraum zu sein, wurde ich Minuten spaeter eines Besseren belehrt: ein aelterer Herr kam auf einem kleinen Zweitaktroller mit franzoesischen Kennzeichen hochgefahren und wendete kurzerhand als er die Inno sah. Wie sich herausstellte war es ein Deutscher, der dort lebt und von einem oertlichen Bauern einen Schafskaese kaufen wollte. Das waere natuerlich ein Foto Wert gewesen, genauso wie die Feststellung, dass meine Inno dort oben genau auf 20000,0km stand ... brummel. Auch von der Szene als sich zwei Rinder in den Hoernern hatten und die Motorraeder von zwei Englaendern und mir in ihrem Streit umzuwerfen drohten waere dokumentationswuerdig gewesen ... Doppelbrummel.

Aber zu lange konnte ich dem fehlenden Fotoapparat nicht nachtrauern (dafuer war die Aussicht auch viel zu schoen), da ich an die Heimreise denken musste. Also bei Arreau nach Norden raus aus den Pyrenaeen und dann ueber die A64/A61 nach Carcassonne. Die Festungsanlage ist wirklich beeindruckend, jedoch war es an dem Tag extrem heiß, so dass ich in den Moppedklamotten fast genauso geschmolzen bin, wie die Schokolade in meinem Rucksack. Weiter ging es noch bis Beziers, wo sich aufgrund des Ferienendes in F die Suche nach einem Hotel als schwierig herausstellte – auch dass man mir explizit zu einer Garage riet, damit das Mopped morgen noch da sei, war vielsagend.

Der Samstag begann zunaechst seltsam, da morgens um 7.15 Uhr keiner an der Rezeption war und auch sonst alles dunkel und abgeschlossen – keine Moeglichkeit rauszukommen. Nach und nach kamen auch die anderen Hotelgaeste runter, die genauso verwundert waren wie ich. Um 7.45 Uhr kam dann endlich einer, der uns rausliess ... interessant ...
Weiter ging es auf die A75 Richtung Millau. Ich bin dann erstmal vorher abgefahren, um mir die Bruecke von unten anzusehen. Diese Bruecke ist schlichtweg sensationell. Die Ausstellung im Besucherzentrum unterhalb der Bruecke kann man sich jedoch schenken. Dann wieder zurueck – denn schliesslich wollte ich ja auch drueber fahren. Die Ueberfahrt selbst war viel zu schnell vorbei. Danach war noch Brueckenmaut angesagt, als Mopped musste ich 3,90 Euro zahlen, immerhin weniger als PKWs mit 7,90 Euro.
Weiter ging es dann ueber St. Etienne und Lyon nach Besancon. Insgesamt habe ich an diesem Samstag bis auf kurze Pausen 13h und fast 900km auf der Inno verbracht – das ist schon grenzwertig.
Am letzten Tag (Sonntag) ging es dann nur noch ca. 650km von Besancon ins Sauerland. 50km vor dem Tourende kam ich dann (analog zu Rueckfahrt von Wacken) noch ordentlich in den Regen – die Inno wollte also noch nicht nach Hause.



Fazit:

Die Tour hat irre Spass gemacht, die Zeit war aber ein bisschen knapp.
Beim naechsten Mal muss auf jeden Fall ein Fotoapparat mit.
Die Inno ist voll Hochbirgs- und Langstereckentauglich. CUB steht bei mir ab jetzt fuer Complete and Universal Bike.
Die Inno schreit foermlich nach Kilometern und will viel Auslauf. Die 2600km in vier Tagen sind kein Problem.



Zur Technik:

Das aller-aller-aller-aller-allerwichtigste: keine Panne und keinerlei Mucken bei der Inno!
Vorbereitet hatte ich die Inno nur mit dem Motul 7100 10W60 Oel und einer CPR7EA Zuendkerze, da ja hohe Temperaturen bei Dauervollgas zu erwarten waren.
Verbraucht habe ich insgesamt ca. 200ml Oel, trotz der heissen Dauervollgasfahrten auf den Autobahnen – das Oel scheint also zu wirken. Da die Inspektion jetzt schon 2000km ueberzogen ist, sieht das Oel am Tourende allerdings schon recht schwarz aus.
In F habe ich nur einmal das SP95-E10 getankt, das hat mich aber nicht ueberzeugt (Inno zog schlecht) – das kann aber auch nur Bauchgefuehl gewesen sein. Danach habe ich das SP98 getankt – bei einem 3,7l Tank wollte ich nicht noch Kompromisse wegen des Brennwertes eingehen und Ethanol hat eben einen geringeren Brennwert als reines Benzin.

Die Kette habe ich jeden Abend geschmiert (normalerweise mache ich das nach 500km).

An Reserveteilen hatte ich mit: Reifen-Pilot, Schlauch, Felgenband, Reifenmontierhebel, Scheinwerferleuchtmittel, zwei Blinkerlaempchen, 1 l Motoroel, 50ml Kettensaegenoel, Bremsbelaege fuer vorne (die alten sind schon arg runter), Zuendkerze (CPR6EA), Oelablassschraube mit Dichtungen, Ventillehre, sowie das uebliche Bordwerkzeug zzgl. 10er, 14er und 17er Ringschluessel.

Alles in allem wogen meine Klamotten, Werkzeug, Gepaeck und Kanister 32kg, so dass die Inno mit mir zusammen dann 225kg schleppen musste.



Zu den Spritpreisen:

Komplett nicht nachzuvollziehen ... bei den Supermaerkten wie Carrefour, Leclerq, Super U etc. ist der Sprit meistens sehr billig, an benachbarten normalen Tankstellen und auf Autobahnen dann bis zu 20 Cent teurer. So kostete der Sprit in Millau fast genau unterhalb der Bruecke bei Leclerq 1,25 (SP95-E10) bzw. 1,28 (SP98), kurze Zeit spaeter auf der Autobahn dann 1,48 (SP95-E10) und 1,56 (SP98).

Das mit den 5 l Mindestabgabe steht zwar ueberall, ich habe aber auch Rollerfahrer gesehen, die weniger tankten. Ich hege daher den Verdacht, dass das nur eine Angabe ist, ab der die Abgabemenge innerhalb eines Toleranzbereiches mit der angezeigten Menge uebereinstimmt.

Ich hatte trotzdem auf dem Soziussitz einen Kanister (beim tanken mit 6 l gefuellt) mitgenommen. Damit keiner meckert habe ich den mit einem Pulli abgedeckt und das Ganze mit einem Gepaecknetz mit 6 Haken am Soziusgriff fixiert. Da rutschte nichts, passte wie angegossen und haelt bombenfest.
Beim ersten Nachfuellen aus dem Kanister fuhren zwar welche von der Gendarmerie vorbei und haben boese geguckt, haben aber nichts gesagt (war auf dem Hinweg, der Focus meiner Frau stand offen daneben – evtl. haben die geglaubt, dass der Kanister daher kam). Danach habe ich mir zum nachfuellen aus dem Kanister immer ein unbeobachtetes Plaetzchen gesucht. Trotz Kanister ist das haeufige Spritnachfuellen nervend, da das in der Summe richtig viel Zeit kostet – insbesondere dann wenn es gerade mal richtig gut laeuft.

Wichtig: an den meisten Tankstellen kann man nur per Karte tanken und die nehmen zumeist nur Karten mit Chip an, meine EC-Karte ging immer, meine VISA Karte trotz Chip nicht immer (muss ich noch mit der Bank klaeren, ob da Infos auf dem Chip fehlen). 24h Tanken mit Shop sind selten, zumeist eben nur 24h mit Automatenkartenzahlung.



Zu Mautgebuehren:

Meist so 60-65% des PKW Tarifes. An einigen Automatikzahlstellen (mit Karte) muss man aufpassen, ob der auch automatisch auf Mopped (Klasse 5) erkennt. Einmal sollte ich PKW Tarif zahlen, danach bin ich lieber zu menschlich bestueckten Bezahlhaeuschen gefahren.
Die Mautgebuehren sind oftmals hoeher als die vollstaendigen Betriebskosten fuer die Inno auf dem Teilstueck.



Zur Fahrweise in F:

Die fahren recht seltsam, zumeist wird auf den Landstrassen gedraengelt (max 2m Abstand) und ueberholt – durchgezogene Linien, schraffierte Flaechen oder noetiger Seitenanstand interessieren da keinen.
Aehnliches auf der Autobahn, wenn man da zu weit rechts auf der rechten Spur faehrt, dann wird da ohne Seitenabstand ueberholt, also bin ich dann immer miitig bis links gefahren, dann wird zum Ueberholen die Spur gewechselt.
Sobalt anspruchsvolle Kurven kommen, ist es dann aber mit den Fahrkuensten vorbei. Trotz eines besseren Leistungsgewichtes von PKW gegenueber der Inno, bin ich bei allen kurvenreichen Strecken auf die Dosen aufgelaufen, selbst auf steilsten Pyrenaeenpassagen (ausgenommen zwei Taxis die mich dort ueberholt haben).
Selten habe ich so viel Blitzkaesten gesehen. Das sind bei denen recht grosse lichtgraue Kaesten, die auf dem Boden stehen und mal von vorne und mal von hinten blitzen koennen. Belichtet wird da aber nicht wie bei uns mit rot bzw IR sondern mit einer weissen Blitzlampe.



Sprache / Land und Leute:

Trotz absolut keiner Franzoesischkenntnisse hat alles geklappt. Mit Englisch, Deutsch, (Lateinresten) und „Hand und Fuss“ kommt man klar.



Wie gehts weiter?

Leider ist die Zahl der Urlaubstage begrenzt. Aber so eine Tour muss auf jeden Fall nochmal sein. Bis zu den Pyrenaeen sind das ja nur zwei Etappen.

Wenn ich rausschaue, dann ruft die Inno schon wieder ... und dann gibts auch Bilder - versprochen.

Re: Mit der Inno nach Wacken und Frankreich

Verfasst: Fr 27. Aug 2010, 05:57
von Fonzie
das ist genau die Art von Reise, wie ich sie auch immer wieder gerne mache. Auch gerade in die Gegend...Toll!

In zwei Wochen gehts bei mir auch los in die Richtung.

Re: Mit der Inno nach Wacken und Frankreich

Verfasst: Fr 27. Aug 2010, 08:28
von supernova
Willkommen im Club der Frankreich-Fans !

Schöner, realistischer Bericht !

Ich mußte nur schmunzeln, hatte ich Dich doch nicht so korpulent in Erinnerung:
("..Gepaeck und Kanister 32kg, so dass die Inno mit mir zusammen dann 225kg schleppen musste...")

Beim nächsten Treffen gebe ich Dir gerne noch ein paar "Geheimtipps" für Innova-prädestinierte Strecken in Frankreich.

:up2:

Re: Mit der Inno nach Wacken und Frankreich

Verfasst: Mo 30. Aug 2010, 14:28
von hendy
danke für den schönen Reisebericht :up2:
Gruß hendy

Re: Mit der Inno nach Wacken und Frankreich

Verfasst: Di 31. Aug 2010, 08:08
von HeldAndy
Schöner Reisebericht :up2: , da habe ich zwischendurch die Augen zu gemacht und an einige Strecken gedacht, die ich auch schon befahren habe.

Re: Mit der Inno nach Wacken und Frankreich

Verfasst: Di 31. Aug 2010, 11:44
von Innofeva
Tolle Tour. Frankreich ist immer eine Innovareise wert. Mal so eben in die Pyrenäen zu fahren, nicht schlecht.