Die Innova lief wie ein Uhrwerk, die etwas erhöhte Schlagzahl heute schien ihr gut zu tun. Stroke-on-Trent ließen wir links liegen und schon bald änderte sich die Landschaft. Es wurde wieder etwas hügeliger
In Leek gibt es mitten in der Stadt am oberen Ende des Marktpklatzes einen Clocktower kombiniert zum
Nicholson War Memorial. Technikverliebtheit und Ehrfurcht vor den Toten, völlig ungewohnt für uns Deutsche. Als Sieger tut man sich da schon leichter
Da entdeckte ich auch eine der erstaunlich wenigen Waves, die ich auf der Insel vorfand. Der ältere Besitzer war nebenan in einem asiatischen Fastfood-Laden verschwunden. Aber ich musste weiter.
Die Landschaft wurde nun nicht nur hügeliger, sondern auch etwas schroffer und dünner besiedelt. Ich erreichte, wie ich erst zuhause recherchierte, den
Peak District National Park
Die Straßen waren erstaunlich gerade, aber dass die Steigungen schon heftig waren, merkte ich auf der schwer beladenen Innova als ich ständig zwischen zweiten und dritten Gang hin- und her steppen musste.
Wenn man so etwas wie eine Baumgrenze definieren möchte, dann war sie hier bereits knapp überschritten.
Die Aussicht grandios, ich war sprachlos.
Ein paar Meter weiter oben war an der Straße hinter einer Hecke ein Parkplatz, eine Gaststätte und davor ca vier Dutzend Motorräder. So gönnte ich mir und dem zweiten Gang der Innova eine kurze Pause. Warum nicht? Ich hab doch Urlaub. Ich war noch nicht zum Stehen gekommen, schon war ich von einer sehr inhomogenen Gruppe Motorradfahrer umringt. Ein Jüngerer rief etwas von „no, it's a small one“
Kurze Begrüßung bei der Gruppe und ich entschuldigte mich kurz, holte einen Kaffee und sortierte mich auf der Toilette.
Ach ja, ich war am winking man. Nie gehört, aber schaute interessant aus
https://www.winkingman.co.uk/
Zurück zum Moped. Der Jüngste aus der Gruppe hüpft immer noch um Jayne herum und kriegt sich fast nicht ein. Erstaunlich gut informiert, bzw was ich davon so verstand, referierte er über die Besonderheiten. Er fuhr übrigens auch eine 125er Honda, ein Chopper. Offenbar eine CM.
An der Stelle erwähne ich mal, dass sich, wie auch in Deutschland nach Norden nicht nur die Landschaft, sondern auch der Dialekt der Einheimischen ins Unverständliche verändert. Der Satzbau mag ja noch grob Subjekt, Prädikat, Objekt entsprechen, aber die dazugehörenden Buchstaben schienen mir etwas neu sortiert. Wie bei
Urs Wehreli.
Lasst es mich mal so beschreiben: Am Satzanfang gab es einige Vokale, dann in der Mitte deutlich mehr Konsonanten und die bislang vernachlässigten Restvokale wurden am Satzende quasi randomisiert hinterhergespuckt. Die Unterhaltung war schwierig, aber ungemein lustig.
Leider entnahm ich ihr auch, dass ich noch ne ganze Ecke zu fahren hätte. Außerdem war der Kaffee wegen dem etwas schneidigen Wind dort oben auch schon kalt. Die Einladung zu einer gemütlichen Geburtstagsfeier in der Kneipe musste ich leider ausschlagen
Ich kam mir vor wie auf manchen stellen der Schwäbischen Alb, aber alles wirkte irgendwie rundgeschliffener.
Spärliche Vegetation und in den Tälern begann es bereits dunstig zu werden. Ein Rundumblick bei Flash:
faszinierende Lichtspiele
Einsame Höfe
Zwickmühle: Fotografieren oder weiterfahren? Euch zuliebe noch ein Foto:
noch eins. Da unten irgendwo sollte
Buxton liegen. Heute auch nur eine Zwischenetappe
Hier bin ich schon durch.
Buxton aus dem Sonnenuntergang heraus fotografiert
Dann gings endlos gegen den Sonnenuntergang bergab nach
Whaley-Bridge. Mehrfach hatte ich Mühe das Moped auf der Straße zu halten, zu schön der Anblick.
Ortskundige Radfahrer überholen ist gar nicht so einfach. Die lassen es ganz schön krachen da runter
Whaley Bridge ist erreicht. Die Landkarte macht mit vielen grünen Flächen klar, dass hier viel Mopedstrecken geboten sind
Ankunft an meiner Unterkunft, dem
Springbank Guest House
Von außen unscheinbar, ein älteres Reihenhaus eben
Eine Dame, älter mag ich nicht gerade schreiben, aber keine 20 mehr, öffnet, sieht das Moped und bietet gleich mal einen Unterstellplatz an. Nützen wir doch gern:
Dann das Zimmer, ne, das Haus. W A H N S I N N.
Das Zimmer 3 auf den ersten Blick noch etwa rustikal und schlicht, aber weitgehend neu und modern gerichtet. Waschbecken, Wifi etc ...
Dann das
Bad auf der Etage. Als ob soeben Queen Victoria da gewesen wäre.
Unglaublich die vielen Details. Bilder, Blumen, Schildchen, Fließen, Seifenschälchen, Kleenexspender, Lichtschalter, Messingwasserhähne mit verzierten Porzellangriffen, eine Duschbaruse wie ein alter W48 Telefonhörer, dunkles Holz am Badwannenrand, Handtücher, Duftkerzen, verschiedene Schaumbäder nach Farben sortiert in einem filigranen Holzregal über den Badewanne.
Und kein Wasserfleck, keine Fingerabdrücke, kein Stäubchen, nichts.
Ich war überwältigt. Man will singen "Rule Britannia, Britannia rule the waves", ja, das hat Stil. Das Britische Empire lässt grüßen.
Und das ganze mit Frühstück zum nahezu selben Preis wie die das Loch aus dem ich am Morgen in Chlesea hungrig gekrochen bin!
Was für ein Tag, was soll da noch kommen? Die gesamte Tagesstrecke war deutlich länger als geplant. Denn ich hatte mich vertan beim Planen. Ich hatte Meilen, anstatt die gewohnten Kilometer eingestellt.
Erstmal Körperpflege, ich trau mich kaum das bad zu betreten, dann brauchts was für den Magen und das Hirn.