Zahnriemenantrieb für Innova
Verfasst: Sa 12. Feb 2011, 06:13
Hallo liebe Gemeinde,
wie sich vielleicht einige erinnern, habe ich letzten Sommer (in einer WE-Hauruckaktion) meine Inno auf Zahnriemenantrieb umgebaut.
Der Antrieb dafür war, daß mir die häufigen Kettenarbeiten einfach auf den Sack gegangen sind. Außerdem habe ich mich schon öfters mit Zahnriementrieben befaßt und wußte also in etwa, was ich mache. :eiei:
Da ich den Umbau erstmal selber ausgiebig testen wollte, habe ich mich mit genauen technischen Daten zurückgehalten. Außerdem hoffte ich, einen Inno-Umbausatz anbieten zu können.
Die Testphase ist nun mehr als erfolgreich abgeschlossen: 15Tkm bei teilweise harter Belastung; und das Ding läuft einfach ohne erkennbaren Verschleiß.
Ein weiterer Vorteil sind die spürbar geringeren Lastwechselreaktionen durch die höhere Elastizität des Antriebes.
Der Umbau war nicht billig; allein die Teile lagen schon bei über 200€. Aber der Lustgewinn durch das Einsparen der verhaßten Kettenpflege war (für mich) das Geld allemal wert.
Auch der Zahnriemen wird nicht ewig halten (NICHTS hält ewig), aber ich bin ganz hoffnungsfroh, daß ich ihn die nächsten Jahre nicht wechseln muß. Außerdem habe ich natürlich einen zweiten im Bordwerkzeug (keine 200g!)
Nur das mit dem Umbausatz wird bei mir nix werden; ich hätt Euch ja gern den Gefallen getan, aber ich werde leider keine Zeit dafür finden.
Deswegen poste ich jetzt hier mal die technischen Daten und Details, damit sich vielleicht ein anderer findiger Bastler mit mehr Freizeit darum kümmern kann. Joge hatte mich schon mehrfach angestupst...
Also:
Es handelt sich um einen Gates Polychain ZR mit Carbon-Zugfasern; bedeutend besser für Motorradeinsatz geeignet als die Vorgänger etwa mit Aramid-Zugfasern. Der ZR hat eine Evolventen-Verzahnung, also nicht das alte Halbrund-Profil, und ist deswegen unanfälliger gegen Überspringen und kann auch mit sehr geringer Vorspannung gefahren werden. Er läuft aber auch nur auf den dazu passenden Zahnscheiben.
Die Teile gibt es im Industriehandel zu kaufen; mein Lieferant ist die Firma Walther Flender in Düsseldorf.
http://www.walther-flender-gruppe.de
Die Zahnscheiben haben vorne 30 und hinten 75 Zähne. Die Übersetzung beträgt mithin i=2.5, genau dasselbe wie bei der Kette; also auch keine Tachoänderung o.ä.
Der Riemen hat 180 Zähne, eine Teilung von 8 mm und eine Breite von 21 mm. Leicht gespannt läuft er in der Mitte des Inno-Verstellbereiches.
Die genauen Bestellnummern der Teile:
Gates Polychain GTC Zahnriemen 8 M
PC-8MGT 1440 21 Carbon
Gates Polychain GT Zahnscheiben
8M 30S 21 3F
8M 75S 21 2
Kommt mir bitte nicht mit abweichenden Übersetzungen; das könnt Ihr Euch dann selber ausrechnen...
Ist auch nicht so leicht, das vordere Ritzel paßt einfach zu gut: Größer kann es nicht werden (kein Platz), kleiner sollte es nicht werden (ungünstige Ablaufverhältnisse). Und das hintere paßt von der Größe optisch auch sehr gut (etwas größer als das originale Kettenritzel, aber deutlich kleiner als der KK)
An die Arbeit:
Die hintere Zahnscheibe kommt als etliche Kilo schwerer Graugußklotz ohne Anlaufscheiben und muß mühsam auf einen Bruchteil seines Gewichtes runtergespant werden.
(Ich hatte gehofft, jemand zu finden, der das Polychain Profil gleich in Edelstahl verzahnen kann; hab ich aber nicht...)
Ich habe solange gedreht, bis nur ein leidlich schlanker Ring übrigblieb. Den habe ich dann der Einfachheit halber mit dem originalen Kettenrad verschweißt. (Ja, ich weiß, GG läßt sich nicht schweißen; aber dieses GG wußte das offensichtlich nicht. Ihr dürft auch gerne schrauben...)
Beidseitig 1 mm Stahlblechronden als Anlaufscheiben; und fertig.
Die vordere Ritzel erforderte etwas mehr Nachdenken. Das originale Kettenritzel sitzt locker klappernd auf der Keilwelle, von einer schwindeligen Scheibe gehalten. Ich wundere mich seit Jahren, daß das überhaupt geht...
So kann man die Zahnscheibe nicht befestigen; sonst kriegt man den Riemen nie dazu, genau zu laufen.
Ich habe die Zahnscheibe also auch ausgedreht; und einfach mit einem Spannsatz auf den Außenbereich des Keilwellenprofils geklemmt... War ein Risiko; ich wußte auch erst nicht, ob das hält und das nötige Drehmoment übertragen kann. Geht aber ganz problemlos. Der Außenbereich ist offensichtlich richtig für eine H7 Passung toleriert. (17 mm Wellendurchmesser)
Die Best.Nr des Spannsatzes habe ich gerade nicht da; kann ich aber demnächst nachreichen. Ist aber letzendlich egal, welchen Spannsatz man nimmt.
Die hintere Zahnscheibe muß ziemlich dicht am Schwingarm laufen; dann paßt die Flucht gerade so.
So, das war es erstmal. Vielleicht erbarmt sich einer mit mehr Zeit als ich und legt Euch eine Kleinserie auf. Ich helfe gern mit Tips & Tricks aus; nur meine Bastelzeit ist berufsbedingt z.Z. minimal...
Gruß
Reinhard
(Der heute Geburtstag hat
; dieser Text ist mein Geschenk an Euch :eiei: )
wie sich vielleicht einige erinnern, habe ich letzten Sommer (in einer WE-Hauruckaktion) meine Inno auf Zahnriemenantrieb umgebaut.
Der Antrieb dafür war, daß mir die häufigen Kettenarbeiten einfach auf den Sack gegangen sind. Außerdem habe ich mich schon öfters mit Zahnriementrieben befaßt und wußte also in etwa, was ich mache. :eiei:
Da ich den Umbau erstmal selber ausgiebig testen wollte, habe ich mich mit genauen technischen Daten zurückgehalten. Außerdem hoffte ich, einen Inno-Umbausatz anbieten zu können.
Die Testphase ist nun mehr als erfolgreich abgeschlossen: 15Tkm bei teilweise harter Belastung; und das Ding läuft einfach ohne erkennbaren Verschleiß.
Ein weiterer Vorteil sind die spürbar geringeren Lastwechselreaktionen durch die höhere Elastizität des Antriebes.
Der Umbau war nicht billig; allein die Teile lagen schon bei über 200€. Aber der Lustgewinn durch das Einsparen der verhaßten Kettenpflege war (für mich) das Geld allemal wert.
Auch der Zahnriemen wird nicht ewig halten (NICHTS hält ewig), aber ich bin ganz hoffnungsfroh, daß ich ihn die nächsten Jahre nicht wechseln muß. Außerdem habe ich natürlich einen zweiten im Bordwerkzeug (keine 200g!)
Nur das mit dem Umbausatz wird bei mir nix werden; ich hätt Euch ja gern den Gefallen getan, aber ich werde leider keine Zeit dafür finden.
Deswegen poste ich jetzt hier mal die technischen Daten und Details, damit sich vielleicht ein anderer findiger Bastler mit mehr Freizeit darum kümmern kann. Joge hatte mich schon mehrfach angestupst...
Also:
Es handelt sich um einen Gates Polychain ZR mit Carbon-Zugfasern; bedeutend besser für Motorradeinsatz geeignet als die Vorgänger etwa mit Aramid-Zugfasern. Der ZR hat eine Evolventen-Verzahnung, also nicht das alte Halbrund-Profil, und ist deswegen unanfälliger gegen Überspringen und kann auch mit sehr geringer Vorspannung gefahren werden. Er läuft aber auch nur auf den dazu passenden Zahnscheiben.
Die Teile gibt es im Industriehandel zu kaufen; mein Lieferant ist die Firma Walther Flender in Düsseldorf.
http://www.walther-flender-gruppe.de
Die Zahnscheiben haben vorne 30 und hinten 75 Zähne. Die Übersetzung beträgt mithin i=2.5, genau dasselbe wie bei der Kette; also auch keine Tachoänderung o.ä.
Der Riemen hat 180 Zähne, eine Teilung von 8 mm und eine Breite von 21 mm. Leicht gespannt läuft er in der Mitte des Inno-Verstellbereiches.
Die genauen Bestellnummern der Teile:
Gates Polychain GTC Zahnriemen 8 M
PC-8MGT 1440 21 Carbon
Gates Polychain GT Zahnscheiben
8M 30S 21 3F
8M 75S 21 2
Kommt mir bitte nicht mit abweichenden Übersetzungen; das könnt Ihr Euch dann selber ausrechnen...
Ist auch nicht so leicht, das vordere Ritzel paßt einfach zu gut: Größer kann es nicht werden (kein Platz), kleiner sollte es nicht werden (ungünstige Ablaufverhältnisse). Und das hintere paßt von der Größe optisch auch sehr gut (etwas größer als das originale Kettenritzel, aber deutlich kleiner als der KK)
An die Arbeit:
Die hintere Zahnscheibe kommt als etliche Kilo schwerer Graugußklotz ohne Anlaufscheiben und muß mühsam auf einen Bruchteil seines Gewichtes runtergespant werden.
(Ich hatte gehofft, jemand zu finden, der das Polychain Profil gleich in Edelstahl verzahnen kann; hab ich aber nicht...)
Ich habe solange gedreht, bis nur ein leidlich schlanker Ring übrigblieb. Den habe ich dann der Einfachheit halber mit dem originalen Kettenrad verschweißt. (Ja, ich weiß, GG läßt sich nicht schweißen; aber dieses GG wußte das offensichtlich nicht. Ihr dürft auch gerne schrauben...)
Beidseitig 1 mm Stahlblechronden als Anlaufscheiben; und fertig.
Die vordere Ritzel erforderte etwas mehr Nachdenken. Das originale Kettenritzel sitzt locker klappernd auf der Keilwelle, von einer schwindeligen Scheibe gehalten. Ich wundere mich seit Jahren, daß das überhaupt geht...
So kann man die Zahnscheibe nicht befestigen; sonst kriegt man den Riemen nie dazu, genau zu laufen.
Ich habe die Zahnscheibe also auch ausgedreht; und einfach mit einem Spannsatz auf den Außenbereich des Keilwellenprofils geklemmt... War ein Risiko; ich wußte auch erst nicht, ob das hält und das nötige Drehmoment übertragen kann. Geht aber ganz problemlos. Der Außenbereich ist offensichtlich richtig für eine H7 Passung toleriert. (17 mm Wellendurchmesser)
Die Best.Nr des Spannsatzes habe ich gerade nicht da; kann ich aber demnächst nachreichen. Ist aber letzendlich egal, welchen Spannsatz man nimmt.
Die hintere Zahnscheibe muß ziemlich dicht am Schwingarm laufen; dann paßt die Flucht gerade so.
So, das war es erstmal. Vielleicht erbarmt sich einer mit mehr Zeit als ich und legt Euch eine Kleinserie auf. Ich helfe gern mit Tips & Tricks aus; nur meine Bastelzeit ist berufsbedingt z.Z. minimal...
Gruß
Reinhard
(Der heute Geburtstag hat